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Wulff: Katar wird nur bei VW einsteigen | Der monatelange Machtkampf zwischen Volkswagen und Porsche um einen gemeinsamen Autokonzern soll mit einem Kompromiss beigelegt werden. Dem könnte Porsche-Chef Wendelin Wiedeking Kreisen zufolge zum Opfer fallen. Berichte über eine bereits bevorstehende Ablösung wies Porsche aber erneut zurück.
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Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Aufsichtsratsmitglied Christian Wulff stellte wenige Tage vor den entscheidenden Sitzungen eine breite Zustimmung der Aufsichtsräte beider Firmen für einen neuen VW-Konzern mit Porsche als zehnter Marke in Aussicht.
Wiedeking werde mit dem Plan scheitern, Katar bei Porsche ins Boot zu holen, sagte er in einem Interview. "Es wird an einem Mittelweg gearbeitet", erfuhr Reuters am Freitag aus dem Umfeld von VW und aus Finanzkreisen. Eine Kombination der konkurrierenden Modelle zur Integration von VW in Porsche sei denkbar, hieß es auch im Porsche-Lager. Laut Finanzkreisen sind sich die zerstrittenen Familienflügel Porsche und Piech nähergekommen. Es sei aber noch keine Entscheidung gefallen, auch nicht über die Zukunft Wiedekings. Eine solche muss vom Aufsichtsrat gefällt werden.
Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche bezeichnete Berichte über einen Chefwechsel als "Spekulationen", die er "entschieden" zurückweise. Ebenso äußerte sich Betriebsratschef und Aufsichtsrats-Vize Uwe Hück: "Wiedeking ist Vorstandsvorsitzender und wird es auch bleiben."
Wulff sagte der WirtschaftsWoche laut Vorabbericht: "In den Aufsichtsratssitzungen der Porsche SE und der Volkswagen AG sollte am Donnerstag eine Grundsatzvereinbarung für einen integrierten Automobilkonzern eine breite Mehrheit bekommen." Das Emirat Katar werde durch Übernahme von Porsches Optionen auf VW-Aktien Großaktionär des Wolfsburger Autobauers mit einem Anteil von 15 bis 20 Prozent. Größter Anteilseigner des neuen Konzerns wären demnach die Familien Piech und Porsche.
Kreisen zufolge wird im Porsche-Aufsichtsrat eine Lösung diskutiert, wonach VW sich an Porsches Sportwagentochter - der Porsche AG - mit rund 49 Prozent beteiligt. Dahinter stehe nun auch Wolfgang Porsche. Bei der Stuttgarter Konzernholding Porsche SE blieben damit die Familien Piech und Porsche allein stimmberechtigt. Die Porsche SE führt das Sportwagengeschäft und kontrolliert 51 Prozent der VW-Stimmrechte.
Gerüchte über Wdekind-AbgangSpiegel Online hatte berichtet, ein Nachfolger Wiedekings an der Spitze der Porsche AG stehe bereits fest. Die Familien hätten sich auf den bisherigen Produktionsvorstand Michael Macht geeinigt. Nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" soll Macht das Amt nur kommissarisch übernehmen. Wer Wiedeking als Chef der Porsche SE folgen könnte, sei offen. Macht ist aus Sicht von VW ist der einzige Porsche-Manager, der in Wolfsburg Vertrauen genießt. Mit VW arbeitet er bei gemeinsamen Projekten eng zusammen.
Wulff schlug nach seiner jüngsten Kritik an Wiedeking nun versöhnliche Töne an. Der seit 17 Jahren amtierende Porsche-Chef sei "Vater dieses integrierten Konzerns". Wiedeking habe die industrielle Logik eines Zusammenschlusses erkannt. Ursprünglich hatten die Stuttgarter auf einen Fall des VW-Gesetzes spekuliert und wollten VW einen Beherrschungsvertrag aufzwingen, haben sich daran aber finanziell verhoben. Sie sitzen nun auf einem Schuldenberg von mehr als zehn Milliarden Euro.
Gegensätzliche Strategien
Die Positionen von Wiedeking und Piech standen sich bisher unversöhnlich gegenüber: VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigner Ferdinand Piech will Porsche als zehnte Marke in VW eingliedern. Nach seinen Vorstellungen sollte ein außenstehender Investor als dritter Anteilseigner neben Porsche und Niedersachsen erst nach einer Fusion dazustoßen. Dazu bräuchte der seit Jahren auf eine Kompromisskultur bei VW setzende VW-Patriarch kein eigenes Geld in die Hand zu nehmen.
In Konkurrenz dazu steht das Konzept von Porsche-Lenker Wiedeking. Er wollte den Sportwagenbauer mit Hilfe von Katar entschulden. In einem ersten Schritt sollte demnach das Emirat über eine Kapitalerhöhung bei Porsche einsteigen, an der sich auch die Familien und die Vorzugsaktionäre beteiligten. Im Gegenzug soll Katar über Optionsrechte rund 20 Prozent der VW-Stimmrechte erwerben können - mit einem deutlichen Abschlag auf den aktuellen VW-Kurs.
(Reuters)