Ex-Voest-General Struzl beerbt Jensen.
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Wien. Überraschender Chefwechsel beim börsenotierten Feuerfesthersteller RHI: Ab sofort ist Franz Struzl (69), einst Generaldirektor des Linzer Stahlkonzerns Voestalpine, neuer Vorstandsvorsitzender. Wie die RHI am Mittwochabend unmittelbar nach Börsenschluss mitteilte, hat Henning Jensen (51) seine bisherige Funktion als Chef nach knapp mehr als einem Jahr zurückgelegt - "auf eigenen Wunsch".
Erst im August 2010 hatte der damalige Vorstandsvorsitzende Thomas Fahnemann mit seinem vorzeitigen Abtritt für große Überraschung gesorgt. Ihm folgte Jensen, ein Däne, nach. Mit Struzl bekommt die RHI nun bereits zum dritten Mal binnen weniger als drei Jahren einen neuen Chef.
Die ständigen Wechsel an der Spitze des Vorstands lassen auf ein nicht gerade einfaches Verhältnis zum größten Einzelaktionär des Konzerns schließen, dies ist mit einer Beteiligung von knapp 30 Prozent der österreichische Milliardär und Investor Martin Schlaff. Er soll - so heißt es aus Finanzkreisen zur "Wiener Zeitung" - ein "eisernes Regime" führen. Im RHI-Aufsichtsrat hat Schlaff über seinen Vertrauten, den ehemaligen Länderbankchef Herbert Cordt, der dort den Vorsitz hat, und Familienmitglieder wie David Schlaff das Sagen.
Stagnierender Gewinn
Die RHI ist bei feuerfesten Produkten, die vor allem in der Stahlindustrie etwa für die Auskleidung von Hochöfen gebraucht werden, nahezu gleichauf mit dem britischen Mitbewerber Vesuvius Weltmarktführer. 2010 konnte der Gewinn unterm Strich auf knapp 105 Millionen Euro kräftig gesteigert werden (bei einem Umsatz von 1,5 Milliarden). Zuletzt - im ersten Halbjahr 2011 - stagnierte der Gewinn aber nur noch.
Der neue Chef Struzl ist "quasi aus der Pension geholt" worden. Wegen dessen für Manager relativ hohen Alters glaubt der Anlegerschützer Wilhelm Rasinger nur an eine "Übergangslösung", wie er der APA sagte. Als Manager war Struzl früher sehr erfolgreich. Bis vor einem Jahr leitete er die brasilianische Böhler-Tochter Villares Metals, nachdem er davor zwölf Jahre im Vorstand der Voest gewesen war (davon die letzten drei Jahre bis 2003 an der Spitze, ehe er über ein Insider-Geschäft stolperte). Bei A-Tec sitzt Struzl derzeit im Aufsichtsrat - noch.