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Reduzierung von 13 auf neun | Politologe Tálos: "Fusion löst nicht alle Probleme." | Wien. Ab sofort werden die Organisations- und Mitgliederbetreuungsstrukturen der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) und der Gewerkschaft Druck, Journalismus, Papier (DJP) zusammengeführt, wie deren Vorsitzende Wolfgang Katzian und Franz Bittner am Dienstag in einer Aussendung mitteilten. Am Ende dieses Prozesses steht eine Fusion, in die die DJP rund 17.000 Mitglieder einbringen wird.
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Klar ist, dass die DJP von der Seidengasse in Wien Neubau in das neue GPA-Haus am Alfred Dallinger-Platz in Wien Erdberg übersiedelt. Erst danach will man sich mit Personalia beschäftigen. Wahrscheinlich ist jedoch, dass Katzian Vorsitzender und Bittner Stellvertreter sein wird.
Nach diesem Zusammenschluss hat der ÖGB nur noch neun Teilgewerkschaften. Denn an der Fusion arbeiten derzeit auch Metaller und Agrar-Nahrung-Genuss sowie Eisenbahner, Transport und Tourismus-Gewerkschaft. Die Fusionsabsicht zwischen der GPA und den Metallern hat sich ja bereits zerschlagen.
"Es spricht einiges für Fusionierungen", erklärte Emmerich Tálos, Politologe an der Uni Wien, gegenüber der "Wiener Zeitung". Einerseits habe sich die Erwerbsarbeit erheblich gewandelt, andererseits könnten die Gewerkschaften die Interessen ihrer Mitglieder schlagkräftiger vertreten und drittens machten Fusionen auch ökonomisch Sinn.
Tálos nennt das Beispiel Kollektivvertragsverhandlungen. Da würden oft mehrere Teilgewerkschaften der Arbeitgeberseite gegenüber sitzen. Ein anderes Beispiel ist Verdi in Deutschland, wo der gesamte Dienstleistungsbereich zusammengefasst ist. Das habe die Schlagkraft massiv erhöht.
Dennoch scheint die Fusion nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. "Wer nämlich annehmen würde, dass Fusionierung die Probleme der Gewerkschaft insgesamt löst, irrt", warnt der Sozialexperte davor, den Denkprozess damit zu beenden.
Eines der Probleme ortet er darin, dass die Gewerkschaften nationalstaatlich agieren, aber viele Dinge auf transnationaler Ebene beschlossen werden.
Aber auch die Heterogenität auf dem Arbeitsmarkt mache es der Gewerkschaft kaum noch möglich, wie früher mit einer Stimme zu sprechen. Lösungen sind laut Tálos auch für die divergierenden Interessen auf betrieblicher und überbetrieblicher Ebene gefragt. So würden etwa Betriebsräte oft auf Bedingungen eingehen, um Arbeitsplätze zu retten, das wiederum widerspreche den Interessen der Gewerkschaft: "Solidarität in Differenz ist eben sehr schwierig."