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Wien betritt Neuland beim ambulanten Alkoholentzug

Von Christian Rösner

Politik

Für Alkoholkranke soll ein neues Betreuungssystem aufgebaut werden.


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Wien. Da das Anton Proksch Institut seit April keinen ambulanten Alkoholentzug mehr anbieten kann und davon rund 2000 Patienten betroffen sind, will nun die Stadt Wien eingreifen und ein neues System für alkoholkranke Menschen aufbauen. "Wir betreten damit absolutes Neuland", erklärte Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely exklusiv der "Wiener Zeitung".

Zusammen mit der Wiener Gebietskrankenkasse und dem Anton Proksch Institut (API) soll bis zum Frühjahr eine Bedarfsanalyse erstellt und ein Aktionsplan ausgearbeitet werden. Denn die Verlagerung in die Ambulanzen der Wiener Spitäler sei der völlig falscher Weg, betont Wehsely.

Das bestätigt auch API-Verwaltungsdirektorin Gabriele Gottwald-Nathaniel: "Es ist uns, der Stadträtin und der Drogenkoordination bewusst, dass so etwas in der Stadt gebraucht wird. Aber wenn wir für eine Fallpauschale nur 32,87 Euro verrechnen können, ist das bei weitem zu wenig." Denn ein ambulanter Alkoholentzug dauere immerhin drei bis vier Wochen. Dabei gebe es pro Woche bis zu vier Patientenkontakte mit fachärztlicher und psychologischer Betreuung. "Das war für uns einfach nicht mehr tragbar", so Gottwald-Nathaniel.

Sie betont allerdings auch, dass nur der ambulante Alkoholentzug gestrichen wurde. In der Wiedner Hauptstraße gebe es nach wie vor Erstgespräche, Krisenintervention, Weitervermittlungen, Vorbetreuung vor dem stationären Entzug sowie die ambulante Nachbetreuung nach einem stationären Aufenthalt.

Für einen ambulanten Entzug müssen sich die Betroffenen derzeit an einen Facharzt für Psychiatrie wenden oder an die Fachabteilungen in den Spitälern. "Natürlich ist hier ein Loch entstanden - deswegen begrüße ich es sehr, dass die Stadt hier gleich reagiert hat", erklärt Gottwald-Nathaniel. Und sie zeigt sich sehr zuversichtlich, dass hier ähnlich wie im Drogenbereich ein Angebot geschaffen wird, das inhaltlich und qualitativ auf die Bedürfnisse der Patienten reagieren kann.

Anton Proksch-Institut im Internet