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Alle schimpfen über Maria Vassilakou. Dabei geht es bei der Mariahilfer Straße nicht um eine Person, sondern eine neue Haltung, einen neuen Stil des Zusammenlebens im öffentlichen Raum. Es ist eine Chance, der nachkommenden Generation Platz zu geben und sie nicht anzufeinden. In der Wirtschaft passiert doch gerade Ähnliches: Erfolgreiche Start-up-Unternehmer sind keine Anzug tragenden Bürofuzzis mehr, die sich von Chauffeuren durch die Gegend karren lassen. Die gewissenlose Yuppie-Zeit der 1980er ist endgültig vorbei.
Der erfolgreiche Unternehmer trägt heute Sneakers und Jeans zum Sakko statt Lackschuhe und Bundfaltenhose. Er ist weltweit vernetzt, Öffi-Nutzer und Radfahrer - immer mit dabei Smartphone und Computertasche.
Der "neue" Städter findet Autofahren uncool. Es gibt ja die Öffis. Und für Möbel gibt es Lieferdienste. Er will sich gut, aber gemütlich kleiden, gesund ernähren und individuell einrichten - und genau diese Bedürfnisse spiegelt die Vision der neuen Mariahilfer Straße wider: Sie ist kein Geschäfte-Killer, sondern vielmehr eine Chance für neue Geschäftsmodelle. Sie ist kein Verdrängen von Verkehrsteilnehmern, sondern ein Aufruf zum gleichberechtigten Miteinander. Sie nimmt niemandem etwas aus purer Bosheit weg, sondern fordert zur Veränderung heraus.
Über Fiaker, Stephansdom & Co wurde schon ein Glassturz gestülpt. Lassen wir Wien doch auch einmal ein bisschen modern sein. An der Vergangenheit festzuhalten hat bekanntlich noch niemanden weitergebracht.