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Wien durch Osten auf- und abgewertet

Von Karl Leban

Wirtschaft
In Boom-Zeiten waren noch große Räder zu drehen. Foto: bb

Schon seit zehn Quartalen kein Börsengang mehr. | Finanzzentrum für Osteuropa. | Wien. International gilt sie nicht als Hochburg der Finanzen, die österreichische Bundeshauptstadt. Doch die regionale Bedeutung Wiens als Finanzzentrum für Osteuropa ist mittlerweile unumstritten, auch wenn diese Bedeutung durch die Krise zuletzt wieder ins Hintertreffen geraten ist.


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Wien hat Dutzende Bankinstitute und Versicherungen, die bereits sehr früh - unmittelbar nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, Anfang der 1990er Jahre - ihre Zelte im benachbarten Osten aufgeschlagen haben, um am Wachstum der Region mitzunaschen. Darunter sind vor allem Großbanken wie Bank Austria, Raiffeisen Zentralbank und Erste Group sowie große heimische Versicherer wie Vienna Insurance Group (Wiener Städtische) und Uniqa.

Mächtige Wien-Zentralen

Weil sich der heimische Finanzsektor in den letzten beiden Jahrzehnten im aufstrebenden Osten mehr und mehr breit gemacht hat (insbesondere durch Akquisitionen), wird deshalb von Wien aus über die jeweiligen Zentralen ein nicht unwesentlicher Teil der dortigen Wirtschaft gesteuert.

Experten sind sich einig: Neben Österreichs EU-Beitritt 1995 hat Osteuropa die Bedeutung des Wiener Finanzplatzes in der jüngeren Vergangenheit "deutlich gehoben". Das zeigt sich auch daran, dass die Investitionen österreichischer Unternehmen in den Jahren vor Ausbruch der Krise von einem Rekord zum anderen geeilt sind. 2005 hat Österreichs grenzüberschreitendes Kapital erstmals die Billionenmarke durchbrochen.

Die Börse als Geldquelle

Ein wichtiger Motor dieser Entwicklung war - zumindest in den Boom-Zeiten - die Wiener Börse. Über Börsengänge und Kapitalerhöhungen haben sich Firmen immer wieder frisches Geld für ihre Expansion (meist in Osteuropa) besorgt. Die Ostfantasie hat Wien aber auch mehr ausländische Marktteilnehmer beschert. Auf sie entfallen heute bereits zwei Drittel der Börsenumsätze.

Die Wiener Börse selbst ist mit Osteuropa durch Kooperationen und nach Zukäufen (Budapester, Prager und Laibacher Börse) stark verflochten. Was momentan gar nicht funktioniert: Seit bereits zehn Quartalen wartet Wien auf einen Börsengang. Der letzte war der der Strabag im Oktober 2007.