Der Wiener Aktienmarkt hat seine Talfahrt gestoppt und konnte in dieser Woche etwas Boden gutmachen. Die Unsicherheit im Markt ist allerdings so groß, dass man noch nicht von einem Ende der Konsolidierungsphase ausgehen kann.
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Seit dem historischen Hoch am 13. April dieses Jahres verlor der ATX zeitweise bis rund 240 Punkte, was einem Rückgang von über 12 % entspricht. Unterstützt durch die internationalen Vorgaben hat sich die Wiener Börse in den letzten Tagen aber wieder gefangen, so dass der ATX nur noch um etwa 8 % unter seinem Hoch liegt.
Allgemein sind die Aktienmärkte nach wie vor von Unsicherheit geprägt. Obwohl der Konjunkturoptimismus - wenn auch nach wie vor verhalten - ungebrochen ist, machen sich die Anleger angesichts des hohen Ölpreises Sorgen um die Entwicklung der Unternehmensgewinne und die Auswirkungen auf das Weltwirtschaftswachstum.
Auch die Spannungen im Nahen Osten veranlassen die Anleger eher zur Vorsicht. In Fernost herrscht zwar Freude über das starke Wirtschaftswachstum Japans im ersten Quartal 2004, doch wird die Stimmung durch die beabsichtigte Wachstumsbremse in China gedrückt.
Vor diesem Hintergrund hat sich der Wiener Aktienmarkt in der dritten Handelswoche im Mai, die durch den Feiertag (Christi Himmelfahrt) verkürzt war, etwas stärker befestigt als die anderen Börsen. Allerdings war auch die zuvor verzeichnete Korrektur stärker ausgefallen.
Der ATX fiel zunächst zu Wochenbeginn um 2%, ist in der Folge aber deutlich angestiegen und schloss mit 1.832,34 Punkten um 1,89% über der Vorwoche. Noch deutlicher zulegen konnte der ATX five, der sich sogar um 2,97% auf 1.183,44 Zähler erhöht hat. Im ATX five sind die fünf Schwergewichte Telekom Austria, BA-CA, Erste Bank, OMV und Wienerberger abgebildet. Der den Gesamtmarkt repräsentierende WBI stieg um 1,47% auf 722,00 Punkte.
Im prime market waren die Indexschwergewichte, die zuvor für den Rückgang hauptverantwortlich zeichneten, auch maßgebend für den Kursanstieg in dieser Woche. Neben den beiden Banken BA-CA (+5,1%) und Erste Bank (+3,1%) legte vor allem auch Wienerberger (+3,7%) zu. Der weltgrößte Ziegelhersteller baut nun seine Stellung als Dachziegelhersteller durch die Übernahme der zweiten 50 Prozent an der belgischen Koramic Gruppe weiter aus. Im Zusammenhang mit dieser Akquisition holt sich Wienerberger frisches Geld vom Kapitalmarkt und hat kurzfristig eine Kapitalerhöhung gestartet.
Positiv entwickelten sich auch Topcall (+4,0%), Mayr-Melnhof (+3,7%), voestalpine (+3,4%) und Böhler-Uddeholm (+3,3%). Der Edelstahlerzeuger berichtete von einem ausgezeichneten ersten Quartal und gab einen optimistischen Ausblick für das Gesamtjahr 2004.
Für Phantasie sorgte voestalpine zudem mit der Ankündigung der Akquisition der niederländischen Industrielagersystemgruppe Nedcon N.V.
OMV (+2,9%) profitierte am Freitag von der Nachricht über die nunmehr exklusiv zu führenden Verhandlungen mit der rumänischen Regierung bezüglich des mehrheitlichen Verkaufs der Petrom.
Schwächer notierten im prime market BETandWIN.com und Andritz (jeweils -4,9%), Agrana (-4,4%), Generali (-3,6%), Palfinger (-3,5%) und EVN (-3%).
Bei den im standard market zu fortlaufenden Kursen gehandelten Werten schwächten sich vor allem Constantia-Iso (-4,4%) ab, die in absehbarer Zeit die Börse verlassen wird. Etwas tiefer notierten auch Wiener Städtische (-1,7%) und Porr Vorzug (-1,5%). bauMax (+1,6%) sowie Do & Co (+1,5%) konnten sich leicht verbessern.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"