Mangels neuer Nachrichten aus den Unternehmen waren in der abgelaufenen Woche für den Wiener Aktienmarkt die Vorgaben der internationalen Börsen von maßgeblicher Bedeutung. Über lange Strecken ist dem Leitindex ATX seine Außenseiterrolle zugute gekommen. Er ist den massiven Rückgängen zunächst kaum gefolgt, musste aber dem Dauerdruck Tribut zollen und gab am Freitag ebenfalls deutlich nach. In Summe hat sich der heimische Aktienmarkt dennoch besser entwickelt als seine Vorbilder.
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Unsicherheit ist der größte Feind der Börsenund gerade dieser Zustand will kein Ende nehmen. Nach wie vor bereitet den Investoren die globale Konjunktur Kopfzerbrechen, obwohl Ökonomen der Meinung sind, dass die Zahlen besser sind als sie interpretiert werden. Unsicherheit geht von möglichen kriegerischen Auseinandersetzungen im Irak aus und immer wieder auftauchende Gewinnwarnungen von Unternehmen ersticken jeden Optimismus im Keim.
Gehörige Unruhe in die kontinentaleuropäischen Aktienmärkte ist in den letzten Handelsstunden am Freitag gekommen, als Rückstufungen deutscher Banken von Investmenthäusern und Ratingagenturen bekannt wurden. Die damit ausgelöste Kurskrise in der deutschen Finanzbranche zog auch die Erste Bank in Mitleidenschaft, die am Freitag zeitweise um fast 8% eingebrochen ist. Zwar hat sich der Kurs wieder beruhigt, dennoch herrschte Ratlosigkeit über den Absturz, da keine fundamentalen Gründe dafür zu finden waren. Im Wochenabstand verlor die Erste Bank 9,3%, was auch den ATX belastet hat.
Der heimische Leitindex, der bis Donnerstag sein Niveau halten konnte, stürzte am Freitag um knapp 2% auf 1.043,88 Zähler ab, was auch der Wochenperformance entspricht. Der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt fiel um 1,71% auf das neue Jahrestief von 440,95 Punkte. Im Vergleich zu Wien sank der Dow Jones Euro Stoxx 50 um mehr als 5%, der DAX um über 6%.
Im prime market der Wiener Börse verzeichneten neben Erste Bank auch BWT einen massiven Kurseinbruch um 14,7%. Kräftige Verluste gab es auch für Wienerberger (-8,5%), VA Tech (-5,4%), Rosenbauer (-5%), Head (-4,7%), JoWooD (-4,3%), Andritz (-3,9%) und Böhler-Uddeholm (-3,2%). Erfreulich entwickelte sich Telekom Austria (+5,3%) mit einem Sprung über die Marke von 8 Euro. Im prime market ragte v.a. auch Agrana positiv heraus. Der heimische Zucker- und Stärkekonzern notiert ab 7. Oktober nur noch mit Stammaktien, nachdem die bisherigen Vorzüge im Stämme gewandelt wurden. Damit sind nicht nur die Voraussetzungen für den Handel im obersten Segment der Wiener Börse erfüllt, sondern es scheint auch das Interesse der in- und insbesondere ausländischen Investoren für die Agrana-Aktie geweckt worden zu sein. Kursanstiege um mehr als 2% verzeichneten BBAG, voestalpine und Generali Holding.
Bei den im standard market zu fortlaufenden Kursen notierten Aktien verloren vor allem CyberTron (-21,4%), Bauholding (-5,5%) und SW Umwelttechnik (-2,6%). Gut in Szene setzen konnten sich hingegen bauMax mit einem mehr als 10%igen Anstieg und Lenzing mit einem Plus von 4,1%. Bei den im selben Marktsegment notierten Werten zu Einheitskursen legten Maculan Holding, Schlumberger Vorzug sowie Vogel & Noot Wärmetechnik um knapp 10% zu. Demgegenüber büßten Meinl International 16,7% Performance AG 12,5% und Agra Tagger 10,7% ein.
Werner Michael Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse".
Der Vienna Dynamic Index beinhaltet derzeit 14 an der Wiener Börse notierte wachstums- und technologieorientierte Werte.