Der österreichische Aktienmarkt befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation. Auf der einen Seite gibt es keine schlechten Nachrichten, welche die Börse stören können, ihr fehlt aber die Kraft, um ordentlich durchstarten zu können. Auf der anderen Seite befinden sich die internationalen Aktienmärkte in einem Abwärtstrend, dem sich die Wiener Börse tapfer zu widersetzen versucht.
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Vor allem der hohe Ölpreis und der schwache Euro lasten schwer auf den internationalen Aktienmärkten, deren Kursentwicklungen rund um den Erdball unterschiedlich stark nach unten gerichtet sind. Allerdings verbuchten viele Börsen heuer schon kräftige Anstiege und können daher den jüngsten Abwärtstrend besser verkraften, während die Wiener Börse lange Zeit underperformte und nun den in den letzten Wochen verzeichneten Anstieg nicht fortsetzen konnte. Stark gebeutelt werden wieder einmal weltweit die Technologieaktien. Die von Intel, dem größten Chiphersteller der Welt, gemeldeten Umsatz- und Ertragsrückgänge für das dritte Quartal verpassen der Branche zusätzlich einen Dämpfer. Trotz des schwachen internationalen Umfeldes hat der österreichische Aktienmarkt tapfer Widerstand geleistet und ist weit weniger stark zurückgegangen als andere Börsen. Ganz konnte sich Wien den Vorgaben freilich nicht entziehen.
Der ATX schloß die Berichtswoche mit 1.157,63 Punkten um rund 2% unter dem Vorwochenschluß. Bemerkenswert ist, daß sich die im ATX MidCap enthaltenen Werte sogar um 0,6% erhöhen konnten, wodurch der Gesamtmarkt - gemessen am WBI - nur um 1,5% zurückgegangen ist. Im Vergleich: Der Dow Jones Euro Stoxx sank um rund 5%, der DAX um 4,2%. Auch die in Wien notierten Wachstums- und Technologieaktien haben sich mit einem Minus von nur 1,5% besser geschlagen als etwa die Easdaq (-13%) und der Neue Markt (-10%). Im A-Segment der Wiener Börse verzeichneten allen voran BETandWIN.com (-14,5%) und CyberTron (-11,6%) im Gefolge der internationalen Vorgaben deutlich Kurseinbrüche. Eine stärkere Korrektur verzeichneten auch Erste Bank (-5,5%), während sich die übrigen Rückgänge in Grenzen hielten. Die drei Kursanstiege kamen über die 2%-Marke nicht hinaus.
Im B-Markt sind vor allem Palfinger (+10,1%) und Jenbacher (+8,7%) positiv in Erscheinung getreten. Ihnen standen die deutlich schwächeren AHT (-5,8%), UNIQA (-5,4%) und stage1.cc (-5,4%) gegenüber.
Am C-Markt zeigten sich Meinl International mit einem Anstieg um 17,5% überraschend stark. Fester notierten auch Ottakringer Vorzug (+12%) und Readymix Kies-Union (+8,6%). Auf einen neuen Jahrestiefstkurs abgesackt ist Kapital & Wert, die um 26% sank. Die an den ausländischen Wachstumsmärkten notierten österreichischen Titel konnten sich zumeist dem allgemeinen Abwärtstrend nicht entziehen. Stärker eingebrochen sind die an der Easdaq notierte YLine mit minus 17%. Am Neuen Markt in Frankfurt bröckelten Beko und update.com um jeweils mehr als 16% ab. Sehr schwach präsentierten sich auch Adcon, Blue C, Brain Force und Fabasoft.
Werner Michael Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse".