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Was in Paris funktioniert, muss in Wien nicht automatisch aufgehen. Diese durchaus bittere Lektion hat in der laufenden Saison der neue Staatsopern-Direktor Dominique Meyer lernen müssen.
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Das als konservativ verschrieene Wiener Publikum ist gegen Meyers Regisseur-Wahl Sturm gelaufen. Nach Mozarts "Don Giovanni" und dessen "Figaro" wurde nun auch die szenische Umsetzung von "Anna Bolena" ausgebuht. Schicke Optik und szenische Statik wurden den Regisseuren vorgeworfen, oberflächlicher französischer Manierismus war da schnell als Klischee-Vorwurf zur Hand.
Nun hat Dominique Meyer Konsequenzen gezogen und die Neuproduktion von Mozarts "Così" für 2012/2013 gestrichen. Denn der vorgesehene Regisseur Jean-Louis Martinoty war es, der die beiden aktuellen Mozart-Flops zu verantworten hatte - auch wenn sein "Figaro" in Paris zur Opernaufführung des Jahres gewählt worden war. Aber 2003 ist nicht 2011. Und Wien nicht Paris. Vorausgegangen war der Absage die medial offen formulierte Kritik von Meyers Co-Direktor, dem Musik-Chef Franz Welser-Möst.
Never change a winning team - die Umkehr dieses Sprichwortes hat Dominique Meyer nun in seinem Spielplan berücksichtigt. Inwieweit es auch für das Leading-Team der Staatsoper selbst angewandt werden sollte, das sollte die Kulturministerin vor einer möglichen Verlängerung zumindest in Erwägung ziehen.