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Wien nach Rückschlag wieder "bullish"

Von Werner Michael Szabó

Wirtschaft

Am Wiener Aktienmarkt hat sich die Lage nach dem hektischen Treiben in der Vorwoche wieder entspannt. Wesentlich dazu beigetragen hat die Stabilisierung der Telekom Austria, deren Einbruch nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Swisscom als übertrieben angesehen wurde.


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Langsam, aber stetig erholten sich die Wiener Kurse auf breiter Front. Auftrieb erhielt die Börse von meist guten Unternehmenszahlen zum Halbjahr, die teilweise die Erwartungen der Analysten übertroffen haben.

Auch das internationale Börsenumfeld stellte sich besser als zuletzt dar. Hauptgrund dafür war die Entspannung am Ölmarkt. Der Ölpreis wird wohl noch eine Zeit lang der entscheidende Faktor für die Entwicklung der Aktienkurse bleiben. Damit hält sich aber auch eine gewisse Unsicherheit. In Börsenkreisen fürchtet man weiterhin die Gefahr von Anschlägen und verweist zudem auf die Probleme beim Aufbau der Ölpipelines im Irak. In einem derart unsicheren Umfeld haben Investoren wenig Lust stärker in Aktien zu investieren. Trotz der Entspannung ist derzeit noch völlig offen, wohin sich der Ölpreis in nächster Zeit entwickeln wird. Ungewiss ist auch, wie hoch die Inflation steigt und wie sich die Zinsen entwickeln. Vor einem solchen Hintergrund ist das Aufwärtspotenzial der Aktienmärkte begrenzt.

In Österreich steuern wir langsam dem Ende der Berichtssaison entgegen. Damit rücken in den nächsten Wochen wieder vermehrt geopolitische und volkswirtschaftliche Daten in den Mittelpunkt.

Normalisiert hat sich an der Wiener Börse auch wieder die Handelstätigkeit, nachdem die Tagesumsätze in der Vorwoche durch die Telekom Austria bis auf 542 Mio. Euro geklettert waren. Mit rund 140 Mio. Euro lagen die durchschnittlichen Tagesumsätze in dieser Woche wieder im bisherigen Jahresschnitt.

Der ATX, der in der Vorwoche auf 1.946,45 Punkte abgestürzt war, legte in dieser Woche Tag für Tag zu und schloss mit 2.007,56 Zählern wieder über der 2.000er-Marke. Im Wochenabstand bedeutet dies ein Plus von 3,14%. Der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt verbesserte sich um 2,65% auf 780,89 Punkte.

Im prime market waren JoWooD (+12,9%) und Austrian Airlines (+11,4%) mit Abstand die größten Gewinner. Der Computerspiele-Entwickler JoWooD hat sich damit von seiner zuletzt gezeigten Talfahrt teilweise erholt und Austrian Airlines profitierte von der Entspannung auf der Ölpreisseite bzw. von der Beendigung des Streits um einen gemeinsamen Kollektivvertrag in der Gruppe.

Telekom Austria (+5,7%) hat wieder etwas Boden gut gemacht und einen geringen Teil der zuletzt erlittenen Verluste aufgeholt. Die für das Halbjahr präsentierten Zahlen wurden vom Markt gut aufgenommen. Außerdem startete der Marktführer ein Aktienrückkaufprogramm.

Positiv entwickelten sich auch Erste Bank (+5,7%), Brain Force (4,6%), Mayr-Melnhof (+4,4%), OMV (+3,9%), Semperit (+3,8%), EVN (+3,3%) sowie Böhler-Uddeholm und VA Tech (jeweils +3,2%). Mayr-Melnhof berichtete von einem neuen Rekordumsatz im Halbjahr und zeigte sich auch für das zweite Semester, in dem Preiserhöhungen bei Karton durchgesetzt werden sollen, optimistisch. Der Kurs der VA Tech blieb vom angekündigten Restrukturierungsbedarf unbeeindruckt. Weiterhin sehr volatil blieben BETandWIN.com, die in der Berichtswoche mit minus 8,3% größter Verlierer waren. Schwächer präsentierten sich auch UIAG (-2,6%), Eybl International (-2,4%) sowie BWT und Wolford (jeweils -2,2%).

Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"