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Wien nur "verhalten freundlich"

Von Werner Michael Szabó

Wirtschaft

Der österreichische Aktienmarkt konnte in der letzten Septemberwoche der Erholung an den Weltbörsen nicht ganz folgen. Während es international nach den zuletzt verzeichneten schweren Kurseinbrüchen zu einer kräftigen Gegenreaktion kam, präsentierte sich die heimische Börse nur verhalten freundlich.


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Allgemein scheint sich die Lage einigermaßen beruhigt zu haben, obwohl nach wie vor eine gewisse Unsicherheit vorhanden ist. Zahlreiche Börsen rund um die Welt konnten in der letzten Septemberwoche Boden gut machen. Dabei bleibt allerdings die Frage offen, ob es sich um eine echte Trendwende oder nur um eine kurzfristige technische Erholung handelt.

So wie die Aktienmärkte nicht ständig nach oben klettern können, werden sie auch nicht permanent nach unten rutschen. Früher oder später wird der Wendepunkt erreicht sein, nach dem es wieder aufwärts geht. Außerdem werden die stark gesunkenen Aktienkurse als zunehmend attraktiv gesehen. Die Wiener Börse scheint im ATX auf einem Niveau von 1.040 bis 1.050 Punkten Boden gefunden zu haben. Der Zug nach oben ist allerdings ebenso begrenzt. Vor allem kurz- bis mittelfristig dürfte wenig Potential vorhanden sein.

Der Blue Chip Index ATX erhöhte sich in der abgelaufenen Woche um 2,3% und schloß mit 1.084,07 Zählern. Der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt stieg lediglich um 1,7% auf 452,27 Punkten. Damit ist Wien weit hinter den internationalen Börsen zurückgeblieben, denn die meisten europäischen Märkte kletterten zwischen 10 und 15 Prozent. Mailand war überhaupt der Top-Performer mit über 20%. Auch die im ViDX abgebildeten wachstums- und technologieorientierten Werte konnten den übrigen Wachstumsmärkten nicht ganz folgen. Zwar erhöhte sich der ViDX um 5,3%, die Nasdaq Europe schoß aber um fast 12% und der Neue Markt sogar um über 15% in die Höhe. Die größten Gewinner im ViDX waren auch identisch mit den Top-Performern im ATX-Segment.

Die größten Gewinner im ATX-Segment waren demnach BWT (+27,5%), CyberTron (+21,5%) sowie BETandWIN.com (+17,4%). Außerordentlich kräftig stiegen mit einem Plus von 15,7% auch Wienerberger. Hier scheint das angekündigte Aktienrückkaufprogramm, das mit 1. Oktober beginnt, sehr positiv aufgenommen worden zu sein. Beachtliche Kursverbesserungen verzeichneten weiters Voest-Alpine (+9,9%), Flughafen Wien (+6,7%) und Head (+5,4%).

Erfreulicherweise waren die Kursrückgänge sowohl zahlenmäßig als auch im Ausmaß begrenzt. RHI schwächten sich um 5,5% ab, Wolford um 4,8% und Telekom Austria um 3,6%. Bei letzterer gibt es Unsicherheit über das weitere Vorgehen des italienischen Großaktionärs, der Telekom Italia. Allerdings wurde im Verkaufsprospekt anläßlich des Börsenganges der Telekom Austria im November 2000 festgehalten, daß die Telekom Italia ohne die Zustimmung der ÖIAG keine Anteile verkaufen kann.

Im B-Markt hat der enorme Kursanstieg bei Libro von rund 78% große Verwunderung sowohl bei Analysten als auch bei Händlern ausgelöst. Die zuletzt massiv nach unten gedrückten BlueBull konnten mit einem Plus von 36% wieder etwas Boden gut machen. Sehr fest präsentierten sich auch Performance AG (+15,9%), stage1.cc (+11%), Rosenbauer (+10%) und auch HypoVereinsbank (+9,5%).

Demgegenüber schwächten sich JoWooD um 10% sowie der Cateringspezialist Do & Co um 9,5% ab.

Bei den im C-Markt notierten Small Caps konnten Burgenland Holding und Voith Sulzer Vorzug um jeweils rund 20% zulegen. Fester waren auch - allerdings schon mit deutlichem Abstand - ATB, Frauenthal und Bank Burgenland.

Die Kursverluste hielten sich im C-Segment meist in Grenzen. Stärker nachgegeben haben lediglich Agra-Tagger (-14,3%), Grass (-9,4%) und der BBAG-Gewinnschein (-9,2%).

Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"