Wien und Österreich bemühen sich um Unterstützung der jungen Wirtschaft.
Wien. Warum machen Sie keinen Gewinn? Was haben Sie unternommen, um Ihr Produkt bekannt zu machen? Mit welchem Umsatz pro Nutzer rechnen Sie? Haben Sie überhaupt Erfahrung in dem Bereich? Auf Fragen wie diese müssen derzeit in Wien 50 Start-Ups aus aller Welt gute Antworten finden: Beim Pioneers Festival, das in dieser Woche Vertreter der globalen technologieorientierten Jungunternehmerszene in die Bundeshauptstadt lockt, rittert diese auserlesene Schar von Start-Ups um einen Preis von 25.000 Euro. Gesucht wird im Rahmen der mehrtägigen Pioneers Challenge jenes Jungunternehmen, das die internationalen Juroren mit Idee, Geschäftsmodell und Entwicklungsperspektiven am stärksten zu überzeugen vermag. Der Kreis der Gewinner wird freilich deutlich größer sein: Das Festival, zu dem 2500 Besucher von allen Kontinenten erwartet werden, wird auch in diesem Jahr wieder eine Bühne für Vernetzung, Präsentation und Erfahrungsaustausch bieten. Und nicht zuletzt Wien einmal mehr ins Rampenlicht der globalen Start-Up-Szene rücken.
"Das ist die Zukunft", stellte Finanzministerin Maria Fekter bei ihrer Eröffnungsrede zum Pioneers Festival unmissverständlich fest. Während talentierte junge Leute früher in den Staatssektor geholt wurden oder Stellen bei internationalen Top-Unternehmen ergatterten, ist es nach Ansicht der Finanzministerin inzwischen die Jungunternehmerschaft, für die sich diese Talente entscheiden - und damit zum Erfolg der heimischen Wirtschaft beitragen, "Unser Land braucht Menschen, die ihren unternehmerischen Geist mit der Bereitschaft, etwas Neues zu starten, bündeln", sagt Fekter und verweist auf Statistiken, denen zufolge jede Unternehmensgründung im Durchschnitt zwei Arbeitsplätze schafft. Die Wertschöpfung, die von der jungen und innovativen Unternehmerschaft erzielt wird, bewegt sich einer Studie des Joanneum Research, die im Auftrag der INiTS Universitäres Gründerservice durchgeführt wurde, sogar im Bereich mehrerer hundert Millionen Euro pro Jahr.
Wien als IKT-Hauptstadt
Auch und in besonderem Maße gilt das für die Bundeshauptstadt: Im Schnitt werden hier inzwischen jährlich rund 8000 Unternehmen gegründet, ein großer Teil davon im Technologiebereich oder der Kreativszene. Allein in den letzten fünf Jahren hätten Start-Ups 25.000 Jobs in der Bundeshauptstadt geschaffen, berichtet Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien.
Es gilt folglich, wie Jank am Pioneers Festival betont, nicht nur, Wien als "Hot Spot für Wirtschaftspioniere" zu etablieren, sondern auch die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein positives Beispiel dafür wäre das System für öffentliche Förderungen, das unter anderem um die Wirtschaftsagentur Wien etabliert werden konnte. Doch gleichzeitig sei es auch erforderlich, Anreize zu schaffen, die Privatpersonen dazu bewegen könnten, in junge Unternehmen zu investieren. Nur so könne die Stärke Wiens als Hauptstadt des Wachstums und des Unternehmensgeistes gesteigert werden, ist Jank überzeugt.
Kontakte und Erfahrungen
Tatsächlich ist die Bundeshauptstadt auf dem besten Wege, das zu erreichen. Speziell im IKT-Bereich wird Wien inzwischen als drittwichtigster Standort in Europa betrachtet, wie Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien, sagt. Gerade Veranstaltungen wie das Pioneers Festival würden als "Leuchtturmprojekte" dabei behiflich sein, diesen Fortschritt zu unterstützen.
Für die beim Pioneers Festival versammelte Start-Up-Szene spielen derartige gesamtwirtschaftliche Überlegungen freilich nicht die Hauptrolle: Ihr geht es um das Knüpfen von Kontakten und Beziehungen, den Erfahrungsaustausch - und nicht zuletzt um die Aufmerksamkeit der ebenfalls vor Ort vertretenen Investoren. Die besten Karten haben dabei natürlich jene 50 Start-Ups, die aus 850 Bewerbern aus insgesamt 58 Ländern für den Wettbewerb ausgewählt wurden - darunter auch sieben Vertreter aus Österreich. Auf der Bühne und vor der strengen Jury müssen sie nun ihr Unternehmen präsentieren, Ideen, Zielmarkt und Geschäftsmodell schlüssig darlegen und die Juroren davon überzeugen, dass sie die 25.000 Euro Preisgeld verdienen. Die Bandbreite der um den Hauptgewinn kämpfenden Unternehmen reicht von Gesundheitsdienstleistern über App-Entwickler bis hin zu Anbietern von Anwendungen zur Prozessoptimierung in KMU; vom frisch gegründeten Ein-Personen-Betrieb bis hin zu mehrstufigen Unternehmen finden sich Start-Ups unterschiedlicher Größenordnungen und Ausrichtungen. Allen gemein ist in jedem Fall, dass sie noch am Anfang ihres unternehmerischen Weges stehen.
Und dass sie auf ähnlich schwierige Fragen die bestmöglichen Antworten finden müssen. Doch selbst, wenn das nicht gelingt und sie in der schwierigen Pioneers Challenge schließlich doch vor dem Ziel ausscheiden sollten, bleibt ihnen immerhin die Gewissheit, wertvolle Minuten und Momente der Aufmerksamkeit gewonnen zu haben.