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Wien rückt ins Zentrum der FP-Krise

Von Walter Hämmerle

Politik

Die Wiener FPÖ rückt immer mehr in das Zentrum des FPÖ-internen Richtungsstreits: Landesparteichef Heinz-Christian Strache hat sich zum Wortführer jener Funktionäre aufgeschwungen, die lieber heute als morgen mit dem Kurs der Bundes-FPÖ brechen würden. Unter diesen Bedingungen droht die kommende Wiener Gemeinderatswahl, die aller Voraussicht nach bereits im Herbst stattfinden wird, zum Fiasko für die FPÖ zu werden.


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Einflussreich und finanzkräftig: In der FPÖ gibt es nicht mehr viele Landesgruppen, die diese Attribute für sich in Anspruch nehmen können. Neben den Kärntnern, in deren Parteikasse der letztjährige Wahlkampf noch auf Jahre hinaus seine Spuren hinterlassen wird, dürfen sich eigentlich nur noch die Wiener damit angesprochen fühlen. Die Betonung liegt hier allerdings auf "noch".

Die letzten Wiener Gemeinderats- und Landtagswahlen fanden im März 2001 statt - also zu einem Zeitpunkt, wo von der derzeitigen existenziellen Krise der Partei auf Bundesebene noch keine Rede war. Trotz eines Verlustes von fast 8 Prozent kam die Wiener FPÖ noch immer auf 21,2 Prozent der Wählerstimmen und Rang zwei noch vor der ÖVP.

Doch davon kann heute keine Rede mehr sein - Umfragen zufolge droht nun auch in Wien ein Absturz auf unter 10 Prozent. Und damit wäre es auch mit der üppig gefüllten Parteikasse vorbei.

Vor diesem Hintergrund versucht Strache an Wählerstimmen zu retten, was noch zu retten ist. Der 36-Jährige lässt sich, seit er die Partei im März 2004 übernommen hat, quasi in Permanenz plakatieren. In Stil und Ton scheint er sich den jungen Jörg Haider zum Vorbild auserkoren zu haben - dafür jedoch, dass er sich, wie Haider einst auch, als scharfzüngiger Kritiker der Bundespartei profilierte, bekam er zu Wochenbeginn die Rechnung serviert, als er als Stellvertreter von Parteichefin Haubner den Hut nehmen musste.

Damit gerät jetzt aber plötzlich Strache selbst unter Druck: Gemeinderäte wie Günter Barnet oder Wilfried Serles meldeten sich gestern erstmals öffentlich mit Kritik am Kurs ihres Obmanns zu Wort und forderten diesen auf, den Erneuerungskurs der Bundes-FPÖ mitzutragen. Vorerst jedoch spielt Strache noch auf Zeit: Für den vorgezogenen Parteitag Ende April hat er einen eigenen Programmentwurf angekündigt - als "Ergänzung", nicht als "Alternative", wie er sich gestern beeilte klarzustellen.