Analyse: Fahndung nach Hollywood-Art könnte peinliche Pannen begünstigen.
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Wien. In dem Science-Fiction-Film "Total Recall" kann sich Douglas Quaid alias Arnold Schwarzenegger nicht verstecken, weil sein Foto auf jedem Bildschirm in der Stadt aufscheint. In "Minority Report" wird John Anderton alias Tom Cruise mithilfe von Augenscannern und öffentlichen Videowalls gesucht - das Zeigen von Verbrecherfotos auf Videoscreens lässt uns nun die Zukunft auch in Wien spüren - ohne Fiktion.
Kritiker befürchten, dass dadurch Denunziationen begünstigt werden; sie befürchten weiters, dass irgendwann einmal zwischen Dessous- und Kinderspielzeugwerbung das Fahndungsfoto eines Pädophilen eingeblendet werden könnte - und zwar nicht nur auf den Bahnhöfen, sondern auch auf Bus-, Bim- und U-Bahn-Stationen, in den U-Bahnen selbst, auf öffentlichen Plätzen und so weiter.
Und sollte einmal ein Unschuldiger sein Porträt auf den Bildschirmen wiederfinden? Dann muss es eine Richtigstellung geben - wie bei allen anderen Medien auch, erklärte der Polizeipräsident am Donnerstag. Die Frage ist, wie oft es solche Richtigstellungen gibt. Der Wortlaut müsste dann heißen: "Diese Person ist kein Bankräuber." Ob das im Sinne einer Wiedergutmachung wäre, sei dahingestellt.
Dass die neue Fahndungsmethode der Polizeiarbeit hilft, ist freilich unbestritten - aber das betrifft wohl viele Maßnahmen, die in die Privatsphäre eines Menschen eingreifen.