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Wien verliert wohl sein Jazzfestival

Von Christoph Irrgeher

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Christoph Irrgeher.

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Eine offizielle Bestätigung steht zwar noch aus, doch die Zeichen verdichten sich: Das Jazz Fest Wien, das einzig größere Jazzfestival der Stadt, dürfte still und leise verstorben sein.

1991 gegründet, brachte die Konzertreihe allsommerlich Weltstars mit mehr oder weniger Jazznähe an die Staatsoper (bevorzugt Bobby McFerrin, Chick Corea und Mitglieder des Buena Vista Social Clubs); dazu gab es mittlere bis kleinere Acts, die im Arkadenhof des Rathauses (beim wichtigsten Fördergeber also), im Porgy & Bess oder auf der Summerstage untergebracht worden.

2020 kam dieses routinierte Getriebe erstmals zum Stillstand: Die Pandemie zwinge den Veranstalter zur Absage, hieß es. Das war nachvollziehbar. Als die Ausgaben 2021, 2022 und 2023 aber mit demselben Grund storniert wurden, runzelte man als Beobachter mehr und mehr die Stirn - fanden die renommierten Festivals der Jazzwelt doch längst wieder statt.

Nun ist es einem privaten Veranstalter unbenommen, sein eigenes Projekt abzudrehen: Dies ist ein freies Land. Der Jazz hätte sich aber etwas Besseres verdient. Würden die Salzburger Festspiele dichtmachen, wenn Markus Hinterhäuser irgendwann keine Lust mehr hat aufs Opernprogrammieren? Wohl kaum. Es stünde der Wiener Stadtregierung gut an, dem Jazz Fest eine Lebensverlängerung zu gönnen. Und vielleicht auch ein neues Konzept. Das Modell "Publikumsmagneten in der Oper / buntes Allerlei rundum" hat sich bereits vor Corona kreativ überlebt.