Wien war - einmal mehr in diesem Jahr - anders als die übrigen Aktienmärkte dieser Welt. Während die Börsen weltweit zur Schwäche tendierten, konnte Wiens Börse erfolgreich Widerstand leisten und ihr Niveau weitgehend halten.
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Das internationale Börsenumfeld war in der ersten Juliwoche denkbar schlecht. Gewinnwarnungen in den USA und in Europa sorgten für enorme Verunsicherung der Investoren. Eine neue Schockwelle löste der britische Telekom-Ausrüster Marconi aus, der eine Gewinnwarnung herausgegeben hat und gleichzeitig einen weiteren Stellenabbau ankündigte. Im Sog von Marconi büßten auch andere Telekom-Ausrüster kräftig ein.
Getrübt wurde das internationale Börsenumfeld auch durch die Ablehnung der EU-Kommission für die geplante Übernahme von Honeywell durch General Electric. Abgesehen von den Unternehmensnachrichten verspürten die Marktteilnehmer zur Wochenmitte wenig Lust auf Aktienhandel. Ursache dafür war, dass Amerika am Mittwoch seinen Independence Day feierte. Damit fehlten in Europa die Impulse und die Markteilnehmer aus Übersee.
Vor diesem Hintergrund hat sich der österreichische Aktienmarkt recht wacker geschlagen. Das Indexschwergewicht OMV konnte zumindest zeitweise die Lokomotivfunktion übernehmen, gegen Wochenschluß hat sie allerdings Dampf abgelassen. Zum relativ freundlicheren Börsenszenario trugen auch Wienerberger und die Beruhigung der Lage um die insolvente Libro bei.
Der Wiener Leitindex ATX schloß die Woche mit 1.204,48 Punkten, was gegenüber dem Vorwochenschluß ein leichtes Minus von 0,2% bedeutet. Der alle Aktien umfassende WBI konnte sich hingegen um 0,2% auf 489,48 Zähler erhöhen. Damit hat sich die heimische Börse wesentlich besser entwickelt als die ausländischen Märkte. So etwa sind sowohl der Dow Jones Euro Stoxx als auch der weiter gefaßte Dow Jones Stoxx um mehr als 3% gefallen und auch der DAX der Frankfurter Börse lag deutlich im Minus.
Der Wiener Wachstumsindex ViDX konnte sich der internationalen Schwäche dieses Segments nicht ganz entziehen, wobei aber der Rückgang mit minus 1,5% wesentlich moderater ausfiel als etwa am Neuen Markt, der um etwa 13% abgestürzt ist.
Im ATX-Markt hat sich die eingeläutete Sanierungsphase bei Libro positiv auf den Börsenkurs niedergeschlagen. Die Aktie verbesserte sich zeitweise um mehr als 10%, die Woche wurde nur mehr mit einem Plus von 4,4% geschlossen. Sehr fest präsentierten sich Wolford mit einem knapp 6%igen Kursanstieg und Generali mit einer Erhöhung um über 5%. Bei Wienerberger (+2,8%) spielte sehr viel Phantasie mit. Die Investoren fanden an dem Gerücht Gefallen, daß Wienerberger bei dem zum Verkauf stehenden Ziegelgeschäft der britischen Hanson-Gruppe mitbieten könnte. Auf der Verliererseite standen im ATX-Markt allen voran CyberTron mit einem Rückgang um 8,8%. Deutlich schwächer notierten auch Head und VA Tech, die zwischen 4% und 5% nachgegeben haben.
Im Specialist Market waren die Rückgänge gegenüber den Verbesserungen im Verhältnis 3:2 in der Überzahl. Sehr schwach zeigten sich Performance AG mit minus 17,4% und HypoVereinsbank mit minus 8,4%. Der Börsenneuling Andritz zog um 2,5% an und notierte damit etwas über dem Ausgabepreis von 21 Euro. Fester waren auch Euromarketing, Agrana und BBAG mit Kursanstiegen zwischen 2% und 3%. Ab heute, Montag bekommt dieses Marktsegment weiteren Zuwachs durch die bislang im Sonstigen Handel gelistete webFreeTV.com.
Bei den im C-Markt notierten Small Caps zogen Heid weiter an und notieren nun genau zu einem Euro. Den ebenfalls festen NÖM (+10,9%), ATB (+10,2%) und Hild Stamm (+10%) standen die sehr schwachen Vorzugsaktien der igm (-25,6%) und der Voith Sulzer (-15,8%) gegenüber.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse