Der österreichische Aktienmarkt setzte in der ersten Juniwoche seinen Abwärtstrend weiter fort, wobei sich das Tempo etwas verlangsamt hat. Das internationale Börsenumfeld ist derzeit denkbar ungünstig, und Wien war nicht imstande - so wie in den ersten vier Monaten - sich vom negativen Szenario der anderen Aktienmärkte abzukoppeln.
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Die Euroland-Börsen standen gehörig unter Druck und sanken überwiegend auf neue Jahrestiefs. Die Kauflaune der Investoren ist auf ein Minimum zurückgegangen. Die Gelder fließen derzeit vielmehr in sichere Veranlagungen, wie Anleihen und Immobilien. Mit der Verschiebung der Kapitalflüsse verschärft sich die Lage an den Aktienbörsen natürlich noch mehr - zudem ist die Sensibilität gegenüber negativen Nachrichten besonders hoch. Positive Konjunkturdaten, wie zuletzt, scheinen die Investoren überhaupt zu negieren. Tonangebend sind vielmehr die Ängste um eine Eskalation des Indien-Pakistan-Konflikts, die schlechte Ertragslage der US-Konzerne und der damit einhergehende Kursverfall an der Wall Street. An der Wiener Börse hat sich im ATX bei 1.280 Punkten eine starke Unterstützungslinie herauskristallisiert. Gleich mehrmals wurde in der Berichtswoche diese Marke getestet- dass sie letztendlich gehalten hat, lässt hoffen, dass sie auch in nächster Zukunft halten wird.
Der Wiener Leitindex ATX, der in der Vorwoche um 1,63% zurückgegangen war, sank um weitere 1,26% auf 1.285,26 Zähler. Das Wochentief war allerdings schon bei 1.278,46 Punkten gelegen. Der alle Aktien umfassende WBI schwächte sich um 0,86% auf 514,39 Punkte ab. Der ViDX als Indikator für die wachstums- und technologieorientierten Werte litt vor allem unter dem Kursrückgang des Indexschwergewichts Telekom Austria und gab um 1,88% auf 834,94 Zähler nach.
Im prime market war Telekom Austria mit einem Minus von 8,1% Verlierer der Woche. Im Markt hofft man, daß sie sich nun bei 8,50 Euro eingependelt hat. Auch der zweite Telekomtitel CyberTron ist mit minus 6,3% eingebrochen und schloß mit 1,95 Euro nur um 10 Cent über dem bisherigen Jahrestief. Austrian Airlines sackten um 6% ab und UIAG um 5,2%. Kursrückgänge zwischen 3% und 5% verzeichneten Andritz, VA Tech, Constantia-Iso, JoWooD, BETandWIN.com, Generali und SW Umwelttechnik. Nennenswerte Kursanstiege konnte man an einer Hand abzählen. RHI, die zum Gewinner der Woche wurden, legten um 12,3% zu und gingen mit 7,87 Euro aus dem Markt. Zur Wochenmitte markierte die Aktie mit 8,37 Euro sogar ein neues Jahreshoch. Der Verkauf der Engineering-Sparte wurde vom Markt offensichtlich sehr positiv aufgenommen. Gut in Szene setzen konnten sich auch Jenbacher (+7,9%) und OMV (+3,8%). Wienerberger und Constantia-Verpackungen stiegen um jeweils rund 2,5%.
Bei den im standard market notierten Werten zu fortlaufenden Kursen schwächten sich vor allem bauMax (-3,8%) und CLC (-2,6%) ab. Hingegen zogen Porr Vorzug um 3,5% und Euromarketing um 1% an. Bei den im selben Marktsegment zu Einheitskursen gehandelten Werten wird es wohl bald einen weiteren Abgang geben, denn der neue Mehrheitsaktionär der Vogel & Noot Wärmetechnik, die finnische Oy Rettig Ab, wird gemäß Übernahmegesetz ein Pflichtangebot für die in Streubesitz befindlichen Aktien legen. Dies scheint auch der Grund für den 20%igen Kursanstieg zu sein. Ebenfalls um 20% zulegen konnten webfreetv.com. Das drohende Aus für Libro ließ den Börsenkurs um 86,4% auf 4,34 Euro absacken.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse