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Wien wie Berlin

Von Matthias Balmetzhofer

Politik

Die Arbeiterkammer Wien fordert einen Ausbau der S-Bahn in der Bundeshauptstadt.


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Wien. 300.000 Menschen fahren derzeit täglich mit den Wiener S-Bahnen. Zu wenige, wenn es nach der Arbeiterkammer Wien geht. Sie fordert jetzt eine Ausweitung der Schnellbahnen in der Bundeshauptstadt. Neue Stationen sollen errichtet und derzeit unbenützte Schienen für den S-Bahn Verkehr geöffnet werden. Damit soll die S-Bahn für Fahrgäste attraktiver und bereits überfüllte Streckenabschnitte entlastet werden.

Der Grund, warum die Arbeiterkammer (AK) auf einen Ausbau der Schnellbahnen drängt: Wien wächst. "Die S-Bahn ist eine kostengünstige Ausbau-Chance für den öffentlichen Verkehr. Sie muss genutzt werden, um den Verkehr in der wachsenden Ostregion zukunftsfit zu machen", erklärt Thomas Ritt, Kommunalpolitik-Leiter der AK Wien, die Absichten hinter der Forderung.

Diese untermauert die Arbeiterkammer mit einer Studie, die Ritt bei Andreas Käfer von der Traffix Verkehrsplanung GmbH in Auftrag gegeben hat. Das Ergebnis: Ein "Fünf-Punkte-Paket", das unter dem Motto "Die S-Bahn kann mehr", am Donnerstag präsentiert wurde. Damit soll die S-Bahn eine Rolle wie in Berlin einnehmen, wo die Schnellbahn den gleichen Stellenwert wie die U-Bahn hat.

Neue Strecken, alten Schienen

Konkret fordern Ritt und Käfer in ihrem "Fünf-Punkte-Paket" eine Intervallverdichtung auf mindestens 15 Minuten. Erst dann wäre die S-Bahn ein "echtes öffentliches Verkehrsmittel für Wien", betonte Ritt.

Neue Stationen auf bereits bestehenden S-Bahn Linien sollen dicht besiedelte Stadtteile an das Netz der Schnellbahnen anschließen. Dieser Neubau soll laut Arbeiterkammer 70 Millionen Euro kosten. Etwas teurer wäre da schon der dritte Forderungspunkt, der Ausbau bestehender Eisenbahnstrecken zu S-Bahnstrecken. Mit einer Gesamtlänge von 31 Kilometern würde diese Investition 930 Millionen Euro betragen. Dabei betont Ritt, dass der Bau von U-Bahnen - wie derzeit der Bau der U5 - wesentlich teurer sei. Während der Umbau bestehender Eisenbahn- zu S-Bahnstrecken pro Kilometer etwa 35 Millionen kostet, schlägt die gleiche Länge bei U-Bahnen mit bis zu 220 Millionen Euro um ein Vielfaches zu Buche. Außerdem müsse "die Südbahn viel schneller viergleisig" ausgebaut und passende Waggons zum schnelleren Ein- und Aussteigen angeschafft werden. Die billigste Forderung der Arbeiterkammer: verständlichere Informationen über Umstiegsmöglichkeiten und bestehende Verbindungen. "Wir wissen, dass es an einigen Stellen noch Verbesserungspotenzial gibt und arbeiten daher an einer verbesserten Kunden- und Wegeleitung. Wir wollen unseren Kunden alle nötigen Infos zukommen lassen, sie aber gleichzeitig nicht mit zu vielen Informationen überfordern - vor allem akustisch", entgegnet die ÖBB der Kritik.

Ein weiterer Vorschlag - zusätzlich zum "5-Punkte-Paket": ein Neubau von Schienen für zusätzliche Verbindungswege (siehe Grafik). Mit diesem Punkt würde die AK auf Gesamtkosten von 1,4 Milliarden Euro kommen.

Grüne, FPÖ und Neos dafür

Die Wiener Grünen, die derzeit mit der SPÖ in der Stadtregierung sitzen, sehen sich mit der Studie in ihrer Verkehrspolitik bekräftigt. Schließlich habe man sich schon in den Koalitionsverhandlungen für ein S-Bahn Paket stark gemacht, so der Verkehrssprecher der Grünen Rüdiger Maresch.

Neos und FPÖ sehen sich in ihren bisherigen Forderungen ebenfalls bestätigt. Während die FPÖ die "dramatischen Versäumnisse der rot-grünen Stadtregierung" kritisiert, haben die Neos ein eigenes Konzept zum Ausbau der S-Bahn vorgelegt.