Heimische Firmen wollen beim Ausbau der Infrastruktur zum Zug kommen. | Rio/Sao Paulo. 2014 findet in Brasilien die Fußball-WM statt, 2016 die Olympischen Sommerspiele - und das Land investiert in Infrastruktur, Abfallwirtschaft, Verkehrsleitsysteme und vieles mehr. "Von bis zu 50 Milliarden Euro ist schon die Rede gewesen", so der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Brasilien, Ingomar Lochschmidt.
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Und die österreichische Wirtschaft will mitmischen. Deshalb präsentieren derzeit 16 heimische Firmen bei einer Wirtschaftsmission unter Führung der Wiener Wirtschaftskammer ihr Know-how in Sao Paulo, Rio de Janeiro und Joinville. "Allein für die WM plant Brasilien Gesamtinvestitionen von 35 Milliarden Euro", erklärt Wirtschaftskammer-Wien-Präsidentin Brigitte Jank im Hinblick auf die Erfahrungen, die Wien bei der Fußball-EM 2009 machen konnte. Auch beim Stadionbau vor der WM in Südafrika war österreichisches Know-how gefragt.
Einer der Teilnehmer der Wirtschaftsdelegation ist etwa die Elektroinstallationsfirma Dietzel, die mit der brasilianischen Firma Wetzel ein Joint-Venture eingegangen ist - die Produktionsstätte wurde dieser Tage eröffnet. Kapsch, bereits bei einer Delegation in Südafrika vor zwei Jahren erfolgreich, bietet nun auch in Brasilien Verkehrstelematik-Lösungen an. Event-Agenturen wie Hallamasch Concepts-Artists Events versuchen ihr Glück in dem Land, das hundert Mal so groß ist wie Österreich. Sogar das Schönbrunner Schlossorchester sucht Veranstalter in Brasilien.
Inflation bereitet Sorgen
Brasilien ist laut Jank viertwichtigster Handelspartner Österreichs außerhalb Europas. Dass der brasilianische Absatzmarkt zunehmend Bedeutung erlangt, zeigt allein das Wirtschaftswachstum von 7,5 Prozent im Vorjahr. Damit zählt das Land zu den am schnellsten wachsenden Märkten nach China und Indien. Dazu kommt, dass hier offshore der größte Erdölfund seit 30 Jahren gemacht wurde - laut Lochschmidt entstehen derzeit sechs Großraffinerien gleichzeitig.
Sorgen bereitet den Wirtschaftsexperten jedoch die Inflation. 2009 betrug diese noch 4,5 Prozent, aktuell liegt sie bei rund 7 Prozent. Trotzdem ist man zuversichtlich: "Die Lage ist nicht aussichtslos, aber eine große Herausforderung für die Regierung", sagte der ehemalige Finanzminister Rubens Ricupero bei einem Besuch der Wirtschaftsuniversität FAAP in Sao Paulo.
"In Brasilien sagt man immer: Es wird schon. Die Chancen für das Land sind jedenfalls so groß wie noch nie", so Lochschmidt.