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Wien wird jünger und älter

Von Ina Weber

Politik

Während Hietzing schrumpft, wächst die Donaustadt rasant - eine Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2044.


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Wien. "Wir brauchen die Mittel", sagte Vizebürgermeisterin Renate Brauner am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz. "Wir brauchen Geld für sinnvolle Investitionen." Konkret fordert die Finanz-Stadträtin einmal mehr, "die Fesseln des Euro-Stabilitätspakts zu lockern". Dieser sieht vor, die Verschuldung der Staatshaushalte zu begrenzen. Wien dürfe ab 2016 keine Fremdmittel mehr aufnehmen. Die Stadt wachse jedoch und brauche etwa weitere Kindergärten, Schulen und Pflegezentren.

Demzufolge ließ die Stadträtin rechnen und auswerten, um zu sehen, wie sich die Stadt in den nächsten 30 Jahren entwickelt. Eine "kleinräumige Bevölkerungsprognose" liegt am Tisch: Für 250 Zähl-Grätzel in Wien wurde für zehn Jahre eine Prognose erstellt, für die 23 Bezirke für die nächsten 20 Jahre und für ganz Wien blickt man bis zum Jahr 2044. Gleich vorweg wird eingeräumt: Wenn Wien im Jahr 2029 die Zwei-Millionen-Einwohner-Grenze erreichen wird, so ist das kein Novum. Bereits 1910 habe die Stadt zwei Millionen Einwohner gehabt. Im Jahr 1987 sei die Bevölkerung dann auf 1,4 Millionen Bürger geschrumpft, so Klemens Himpele, Leiter der MA 23 für Wirtschaft, Arbeit und Statistik. Derzeit hat Wien 1,78 Millionen Einwohner.

Von den Vereinten Nationen wird Wien innerhalb der ausgewählten Stadtregionen das höchste Wachstum bis 2025 prognostiziert. Doch die Stadt wächst je nach Bezirk und Grätzel unterschiedlich schnell, stagniert oder schrumpft sogar. Während die Donaustadt, Brigittenau, Favoriten, die Leopoldstadt und sogar Mariahilf boomen, schrumpfen Hietzing und die Innere Stadt. Dem 13. Bezirk wird der höchste Bevölkerungsrückgang der Stadt prognostiziert: "Der Altenteil liegt schon seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau, der auch in Zukunft bestehen bleibt (31 Prozent) und damit deutlich über dem Wien-Durchschnitt (26 Prozent) liegt", heißt es in der Statistik. Der Bezirk Döbling stagniert.

Seit 2004 wieder mehr Geburten als Todesfälle

Zweifelsohne habe die Donaustadt den höchsten Jugendquotienten und Geburtenüberschuss, so Himpele. Allgemein gilt jedoch, dass Wien keinesfalls mehr eine alternde Stadt ist, im Gegenteil, Wien werde jünger. Seit 2004 kann die Stadt wieder einen Geburtenüberschuss verzeichnen, sprich mehr Menschen werden geboren als sterben. "Die Anzahl der Geburten ist mit rund 20.000 Neugeborenen pro Jahr in etwas genauso hoch wie zu den Baby-Boom-Zeiten Ende der 1960er Jahre", so MA 23-Chef Himpele. Wien wird jünger, aber auch älter zugleich. Für die nähere Zukunft bedeutet dies, dass neben den Über-75-Jährigen - dieses Alterssegment nimmt bis 2024 um rund 37 Prozent zu - der Kreis der 0- bis 14-Jährigen am stärksten wächst, und zwar um 16 Prozent in den kommenden zehn Jahren.

Wien wächst aufgrund des Zuzugs (aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland) und dieser sei wie der Wegzug auch altersabhängig. Vor allem junge Menschen (29-Jährige) kommen oder gehen fort von hier. "Ein Mitte-Vierzigjähriger zieht höchstens mal vom 7. Bezirk in einen anderen", so Himpele. Die Jahre, in denen man im Zuge der Familiengründung ins Haus nach Niederösterreich umgezogen sei, seien auch vorbei. Die Menschen bleiben wieder eher in der Stadt auch mit Kindern. Eine Frau bekommt im Durchschnitt nach wie vor 1,4 Kinder - nur seien es eben viel mehr Frauen, die Kinder bekommen. Der Geburtenüberschuss ist ein weiterer Grund für das Bevölkerungswachstum.

Besonderheiten seien etwa der 7. Bezirk, der die höchste Erwerbstätigkeit (zwischen 20 und 64 Jahren) aufweisen kann. Liesing wächst, hat aber ein Geburtendefizit. Überhaupt wird Wien im nächsten, spätestens im übernächsten Jahr das jüngste aller Bundesländer sein. Noch liegt die Bundeshauptstadt laut Himpele hinter Vorarlberg. Feststeht aber, dass alle anderen Bundesländer bis auf Wien schrumpfen. Derzeit liegt das Wiener Durchschnittsalter bei 41 Jahren. Auch in nächster Zeit wird es nur leicht ansteigen, während die Kurve in Rest-Österreich deutlich steiler nach oben geht.

Der Anstieg bei Jung und Alt sind für Stadträtin Brauner in Sachen Finanzierung eine Herausforderung. Rund 7,5 Milliarden Euro für Infrastruktur seien in den nächsten Jahren erforderlich. Dabei hat die Stadt zumindest einen Vorteil. Denn wo die meisten Erwerbsfähigen sind, sind auch die meisten Steuerzahler.