Der Wiener Aktienmarkt erzielte im 1. Halbjahr 2004 eine Performance, von der andere Börsen nur träumen können. Ein Anstieg des Leitindex ATX um 28,8% spricht hier eine deutliche Sprache. Selbst der hochgelobte japanische Aktienmarkt konnte hier nicht mithalten - er kam als beste internationale Leitbörse auf ein Plus von 11,1%.
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Die Performance des heimischen Aktienmarktes ist um so bemerkenswerter, als die Rahmenbedingungen für die Aktienbörsen weltweit mit einiger Unsicherheit behaftet waren. Daran können auch die Konjunkturerholung und die weiterhin im zweistelligen Bereich steigenden Unternehmensgewinne nichts ändern. Die Gründe, welche die Aktienmärkte im 1.n Halbjahr nicht zur Entfaltung kommen ließen, waren der Ölpreis, der Irakkonflikt und damit zusammenhängende Terrorängste sowie der mittlerweile eingeläutete Zinsanstieg durch die US-Notenbank. Obwohl die Stimmung unter den Investoren gut ist, schafften die meisten wichtigen Aktienmärkte der Welt im 1. Halbjahr 2004 gerade einmal ein kleines Plus oder gaben sogar leicht nach.
Der ATX setzte hingegen seine beeindruckende Performance weiter fort. Nachdem er bereits im Börsenjahr 2003 um 34,4% geklettert war, legte er in den ersten sechs Monaten 2004 um weitere gut 30% zu. Nach einem Plus im 1. Quartal von 16,6% hat sich der Anstieg im 2. Quartal mit plus 5,9% allerdings verflacht. Der ATX markierte heuer bereits mehrere Male hintereinaner ei historisches Hoch.Der Höchststand vom 13. April mit 1.992,37 Punkten hatte mehr als elf Wochen gehalten, ehe es am 30. Juni intraday mit 19.98,39 Punkten ein neues All-time-high gab. Mittlerweile wurde aber selbst dieses mit dem gestern zum Handelsschluss erzielten neuen Hoch von 2.015,31 Zählern übertroffen.
Trotz der in den letzten 18 Monaten verzeichneten ausgezeichneten Performance sehen Analysten den Wiener Aktienmarkt noch immer auf einem vernünftigen Bewertungsniveau. Höchst erfreulich ist auch, dass der heimische Kapitalmarkt international stärker in den Blickpunkt gerückt ist. Der Wiener Aktienmarkt findet nicht nur bei den internationalen Medien mehr Resonanz, sondern er wird auch von internationalen Investoren häufiger aufgesucht. Trotz der relativen Abkühlung der Ostphantasie nach dem mittlerweile vollzogenen Beitritt der ersten CEE-Staaten bleibt Osteuropa die dominierende Investment Story für Wien.
Auch das Aktienangebot wurde durch die Privatisierungen weiter verbessert. Allerdings herrscht auf diesem Gebiet seit dem Verkauf der ÖIAG-Anteile an der voestalpine und der Böhler-Uddeholm in der zweiten Jahreshälfte 2003 nun schon seit Monaten Flaute.
Das erhöhte Interesse für den österreichischen Aktienmarkt kommt auch in der Umsatzentwicklung und der Börsenkapitalisierung entsprechend zum Ausdruck. Nachdem im Jahr 2002 pro Börsentag Aktien im Wert von durchschnittlich 50 Mio. Euro den Besitzer wechselten, waren es im Jahr 2003 bereits 77 Mio. Euro. Heuer haben sich die Tagesumsätze gegenüber dem Vorjahr auf 145 Mio. Euro sogar verdoppelt. Sehr positiv entwickelte sich auch die Börsenkapitalisierung, die sich von 26,2 Mrd. Euro im Oktober 2002 auf rund 52 Mrd. Euro Ende Juni dieses Jahres praktisch verdoppelt hat.
Nicht weniger als ein halbes Dutzend Aktien im Prime-Segment verzeichnete im 1. Halbjahr Kursanstiege von mehr als 50%: Austrian Airlines (+87,3%), VA Tech (+80,7%), Investkredit (+60,4%),Verbund (+56,1%), Wolford (+52,1%) und SBO (+51,6%). Weitere 22 Aktien erzielten ein Plus zwischen 20% und 50%.
Die Kursrückgänge können mit Brain Force, UIAG, Eybl und JoWooD auf einer Hand abgezählt werden.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"