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Wiener Börse 2004: Jahr der Rekorde

Von Werner Michael Szabó

Wirtschaft

Das Jahr 2004 wird zweifellos als das Jahr der Rekorde in die Annalen der Wiener Börse eingehen. Viele Kurse und damit auch die Indices kletterten auf neue historische Höchststände, die Marktkapitalisierung schnellte um zwei Drittel nach oben und die Börsenumsätze haben sich sogar verdoppelt.


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Mit der ausgezeichneten Performance in diesem Jahr hat der österreichische Aktienmarkt die großen internationalen Börsen, wie schon im Jahr 2003, in den Schatten gestellt. Der ATX, der die 20 bedeutendsten Aktien umfasst, kletterte heuer um 57,4% und schloss mit dem neuen Rekordschluss von 2.431,38 Zählern. Der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt erhöhte sich um 48,8% und beendete das Jahr 2004 ebenfalls mit einem historischen Hoch von 928,24 Punkten.

Im Vergleich dazu stiegen der DAX 30, der FTSE 100 und der Nikkei 225 jeweils um nur sieben bis acht Prozent. Trotz der starken Performance in den letzten beiden Monaten schaffte der Dow Jones Industrial Average im Gesamtjahr 2004 gerade einmal ein Plus von unter 4%.

Seit dem letzten Tief im Oktober 2002 verzeichnete der Wiener Aktienmarkt einen fast ungebrochenen Aufwärtstrend. Die stärkste Unterbrechung erlebte er in der ersten Maihälfte 2004, als er gemeinsam mit den internationalen Börsen deutlich an Boden verlor. Die Gründe dafür waren der gestiegene Ölpreis, die Unruhen im Irak und eine gewisse Besorgnis wegen steigender Zinsen. Die ausgezeichneten Zahlen der österreichischen Unternehmen ließen aber diese Faktoren bald wieder vergessen. Das Gewinnwachstum der heimischen Betriebe im ATX wird 2004 eines der besten im Vergleich zu internationalen Leitindices sein. Analysten sind optimistisch, dass die ATX-Unternehmen mit ihrem Gewinnwachstum auch im kommenden Jahr ganz vorne zu finden sein werden.

Im Prime-Segment der Wiener Börse konnte man heuer als Anleger fast nichts falsch machen, denn bis auf drei Titel gab es nur Gewinner. JoWooD verlor 29,5% ihres Wertes, Unternehmens Invest (UIAG) gab um 18,2% nach und Brain Force ging um 16% zurück.

Drei Titel, nämlich S&T, Investkredit sowie VA Tech haben ihre Kurse weit mehr als verdoppelt. S&T (+164,7%) überraschte vor allem mit ihrem steilen Anstieg in den letzten Monaten, weil das Unternehmen in 21 Ländern Zentral- und Osteuropas, wo der IT-Markt boomt, mit 54 Niederlassungen vertreten ist. Sowohl Investkredit (+152,9%) als auch VA Tech (+129,4%) profitierten von der Übernahmephantasie. Neben den drei Top-Titeln erzielten im prime market nicht weniger als 25 Aktien Kursanstiege zwischen 20% und knapp 90%. Weitere fünf Aktien erhöhten sich zwischen 5% und 12,7%.

Die enormen Kursanstiege am Wiener Aktienmarkt waren auch von markant gestiegenen Umsätzen unterlegt. Nachdem im Jahr 2002 Aktien im Gesamtwert von 12,7 Milliarden Euro umgesetzt worden waren, stiegen die Börsenumsätze im Jahr 2003 um knapp 52% auf 19,3 Milliarden Euro. Heuer haben sich die Umsätze auf rund 38,5 Milliarden Euro sogar verdoppelt.

Parallel zu den steigenden Kursen und Umsätzen hat sich auch die Marktkapitalisierung markant erhöht. Nach 30,56 Mrd. Euro zum Jahresultimo 2002 und 43,55 Mrd. Euro per Ende 2003 erreichte die Marktkapitalisierung der österreichischen Aktien heuer mehr als 73 Mrd. Euro. Seit Oktober 2002 (26,2 Mrd.), dem Start der mehr als zwei Jahre dauernden Rally, hat sich die Marktkapitalisierung schon fast verdreifacht. Dies ist um so bemerkenswerter, als 2004 keine einzige neue Aktie in den Amtlichen Handel der Wiener Börse gekommen ist, es aber sehr wohl einige Abgänge - etwa Brau Union und BBAG gab. n

Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse