Der österreichische Aktienmarkt fuhr in dieser Woche Achterbahn. Tonangebend war dabei die Kursentwicklung der Telekom Austria. Diese war auch hauptverantwortlich dafür, dass der ATX gleich am Montag in Richtung All-time-high stürmte, dieses aber knapp verfehlte. Immerhin bescherte die Telekom Austria dem ATX einen Schub von rekordverdächtigen 27,2 Index-Punkten.
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Auslöser dafür waren Spekulationen über ein Angebot der Schweizer Telefongesellschaft Swisscom. Dementis von Finanzminister Karlheinz Grasser und der ÖIAG über ein angebliches Angebot ließen den Kurs in der Folge jedoch wieder abbröckeln.
Sonst war die Nachrichtenlage auf Unternehmensebene sehr dünn. Daher orientierte sich der Wiener Aktienmarkt wieder an der Entwicklung der internationalen Börsen, die sich durchwegs verhalten präsentierten. Den Märkten mangelte es an entscheidenden Impulsen von der Konjunktur- und Unternehmensseite. Vor allem aber haben sich die Anleger im Vorfeld der Zinsentscheidung der US-Notenbank in Zurückhaltung geübt. Im Markt wird nun darüber spekuliert, ob der Leitzins um 25 Basispunkte oder gleich um 50 Basispunkte erhöht wird. In Börsenkreisen geht man davon aus, dass erst dann, wenn sich die Nebel gelichtet haben, mit mehr Aktivität auf den Aktienmärkten seitens der Investoren gerechnet werden kann.
Die Geschäftstätigkeit an der Wiener Börse war diesmal von den besonders hohen Umsätzen in Telekom Austria geprägt. Zu Wochenbeginn entfielen nicht weniger als zwei Drittel der Geldumsätze und sogar 84% der Stückumsätze allein auf den Telekomtitel.
Der ATX, der am Montag bis auf 1.989,91 Punkte kletterte und damit das historische Hoch von 1.992,37 Zählern nur knapp verfehlte, schloss die Berichtswoche mit 1.962,07 Punkten. Im Wochenabstand bedeutet dies ein Plus von 0,49%. Der WBI, der alle inländischen Aktien abbildet, erhöhte sich nur um 0,15% auf 763,84 Zähler.
Der prime market stand über weite Strecken im Zeichen der Telekom Austria, die mit 12,82 Euro am 21. Juni ein neues historisches Hoch verzeichnete. Die Aussagen von Finanzminister Grasser und ÖIAG-Chef Peter Michaelis, der die Börsenpläne für weitere 17% der Telekom Austria bekräftigte, ließen die Übernahmephantasie wieder abkühlen und den Kurs auf 12,22 Euro abbröckeln. Trotzdem schaffte die Aktie im Wochenabstand noch ein Plus von 4,4%.
Stärker zulegen konnten auch RHI (+5,8%), nach Abgabe des 8% Anteils durch E.ON. Eine deutlich Gegenreaktion auf die zuletzt verzeichneten Kursrückgänge gab es beim IT-Anbieter S&T (+4,9%). Im Plus waren auch VA Tech (+4,4%), obwohl die Analysten der RCB die Empfehlung auf "untergewichten" zurückgenommen haben. Positiv aufgefallen sind auch BWT (+3,9%), EVN (+3,5%), Andritz (+3,2%), voestalpine (+2,9%) und Austrian Airlines (+2,6%). Der Stahlkonzern voestalpine konnte das neue Jahreshoch (39,60 Euro) aber nicht bis zum Schluss halten.
Auf der Verliererseite standen allen voran Topcall (-6,6%), deren Übernahme durch Brain Force abgeblasen wurde. Stärker nachgegeben haben weiters Constantia-Verpackungen und Rosenbauer (jeweils -4,3%) sowie Agrana und Erste Bank (jeweils -2,7%). Der Internet-Wettanbieter BETandWIN.com (-3,2%) blieb vom Großereignis Fußball-EM in Portugal unbeeindruckt.
Im standard market continuous markierten Porr Vorzug mit 72 Euro (+3,3%) ein neues Jahreshoch, gaben den Gewinn aber fast zur Gänze wieder ab. Ziemlich unter Druck gekommen sind bei höheren Umsätzen Constantia-Iso (-7,8%), nachdem die Hauptversammlung die Abspaltung des Streubesitzes beschlossen hatte.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"