Der österreichische Aktienmarkt stand in der abgelaufenen Woche ganz im Zeichen des weiteren Höhenflugs der Erste Bank, die als Zugpferd den ATX auf ein neues Rekordhoch in diesem Jahr gezogen hat. Damit entwickelte sich Wien wieder einmal konträr zu den internationalen Märkten, die mehrheitlich nach unten tendierten.
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Bei meist bescheidenen Handelsvolumina zeigten die Euroland-Börsen über weite Strecken nur eine geringe Volatilität, ehe sich am Freitag ein deutlicher Zug nach unten einstellte. Der Wiener Aktienmarkt überraschte v.a. auch mit überdurchschnittlich hohen Umsätzen, die am Donnerstag mit 94,83 Mill. Euro fast doppelt so hoch wie im Tagesdurchschnitt der letzten vier Monate waren. Der auch international festzustellende Trend zu Mid- und Small-Caps begünstigt die Wiener Börse, die fast ausschließlich solche Titel aufzuweisen hat, geradezu in idealer Weise. In der durch den 1. Mai feiertagsbedingt kurzen Woche konzentrierte sich das Interesse auf die Erste Bank. Das Indexschwergewicht war auch hauptverantwortlich dafür, daß der Leitindex ATX auf ein seit August 1998 (44 Monate) nicht mehr gesehenes Niveau geklettert ist.
Der ATX stieg bis 2. Mai auf ein Zwischenhoch von 1.368,18 Punkten, um in der Folge im Einklang mit der Korrektur der Erste Bank wieder etwas abzubröckeln. Er schloß die Woche mit 1.350,61 Zählern um 2,65% über dem Vorwochenschluß. Der ATX Prime verbesserte sich um 2,23% auf 694,81 Punkte und der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt legte um 1,70% auf 530,11 Punkte zu. Die im ViDX abgebildeten wachstums- und technologieorientierten Werte der Wiener Börse schwächten sich um 0,72% ab und waren damit im Einklang mit den internationalen Wachstums- und Technologiebörsen, die allerdings deutlich stärker nachgegeben haben.
Im prime market waren Erste Bank bis auf ein Allzeithoch von 88,45 Euro geklettert, was seit Freitag der Vorwoche ein Plus von 16,8% ergeben hat. In der Folge setzten jedoch Gewinnmitnahmen ein, wodurch der Wochengewinn auf 9,7% geschrumpft ist. Wie aus Händlerkreisen verlautet, waren die Aktien der Erste Bank äußerst aggressiv gekauft worden. Einer Rakete gleich nach oben geschossen sind Agrana. Die Aktie verharrte über weite Strecken auf dem Niveau von 28,20 Euro, ehe sie am Freitag um 13,7% auf das neue Jahreshoch von 32,05 Euro emporschoß. Die Aktie hat abgesehen vom gesunden wirtschaftlichen Hintergrund dadurch Phantasie, daß die Vorzüge in absehbarer Zeit im Stämme umgewandelt werden dürften. Deutlich fester zeigten sich in der abgelaufenen Woche auch Verbund (+5,2%), Generali Vienna (+4,9%), Mayr-Melnhof (+3,7%) und Semperit (+3,4%). Schwächer waren vor allem jene Werte, die in den letzten Wochen stark zugelegt hatten. So sanken BBAG um 7,1%, Palfinger um 6,9%, Andritz um 5,5% und Böhler-Uddeholm um 2,3%
Bei den im standard market zu fortlaufenden Kursen notierten Werten zogen vor allem Lenzing (+2,5%) und CLC (+2,5%) an, während Bau Holding Strabag (-1,8%) und die Porr Vorzüge (-1,6%) etwas korrigierten. Von den zu Einheitskursen gehandelten Werten stiegen Caravelle Stamm, die zuletzt nur noch 20 Cent wert waren, um 50% auf 30 Cent an. Libro erhöhten sich überraschend um 19%. Kursgewinne von deutlich über 10% verzeichneten auch UBM Real Stamm, Darbo, Vogel & Noot Vorzug sowie VKW. Um ein Drittel eingebrochen sind hingegen Readymix Kies-Union. Voith Paper Vorzug gingen um knapp 14% zurück, IFE um 10,6%, Maculan Holding um 10% und Performance AG um 9,1%.
Werner Michael Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse.