Zum Hauptinhalt springen

Wiener Börse: Kurse bröckeln langsam ab

Von Werner Michael Szabó

Wirtschaft

Nicht ganz unerwartet ist der Wiener Aktienmarkt in eine Seitwärtsentwicklung mit einem leichten Trend nach unten eingeschwenkt. Zurzeit scheint die Kraft für einen Höhenflug zu fehlen, was angesichts der Monate lang gestiegenen Kurse nicht wundert. Das internationale Börsenumfeld bietet derzeit keine Unterstützung. Vielmehr herrscht Unsicherheit über die weitere Zinsentwicklung und Wirtschaftsdynamik.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Mit 4,2% annualisiertem Wachstum enttäuschte die Wirtschaft der USA die Erwartungen des Marktes, der von 5% ausgegangen war. Dabei sind der Anstieg des privaten Konsums und die Verbesserung am Arbeitsmarkt fast untergegangen. Zuletzt haben auch die Zahlen von großen internationalen Konzernen bei den Investoren Unbehagen aufkommen lassen.

Einen Dämpfer gab es auch aus Fernost, weil die chinesische Regierung konsequente Schritte zur Vermeidung einer Überhitzung der Wirtschaft angekündigt hat. Vor diesem Hintergrund hat sich der österreichische Aktienmarkt noch respektabel gehalten. Allerdings ist im Laufe der vergangenen Woche der Widerstand sukzessive geschwunden. Die Geschäftstätigkeit war in der vergangenen Woche so unterschiedlich, wie schon lange nicht mehr. Die Tagesvolumina schwankten zwischen 96 und 219 Mill. Euro.

Der ATX, der bereits bis auf 1.973,36 Zähler gestiegen war, fiel bis auf 1.918,02 Punkte zurück, um die letzte Aprilwoche mit 1.826,29 Punkten zu schließen. Gegenüber der Vorwoche bedeutet dies einen Rückgang um 1,11%. Der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt schwächte sich um 0,52% auf 751,03 Zähler ab.

Im prime market zogen in erster Linie Schoeller-Bleckmann (+3,8%), Agrana (+3,2%), Generali (+2,9%), S&T (+2,8%) sowie Constantia-Verpackungen und Eybl International (jeweils +2,2%) an. S&T profitierte vom guten Quartalsergebnis und der Aussicht auf einen nachhaltigen Turnaround. Bester ATX-Titel war Generali, welche diese Woche die guten Konzernzahlen vorgelegt hat. Freundlich waren auch Investkredit, Semperit und Andritz. Die fünf Titel des ATX five (Telekom Austria, BA-CA, Erste Bank, OMV und Wienerberger) verzeichneten im Wochenabstand nur geringe Kursveränderungen. Das von Morgan Stanley angehobene Kursziel für Telekom Austria von 13,50 auf 14,50 Euro hat sich auf den aktuellen Börsenkurs kaum ausgewirkt. Für 7. Mai wurde angekündigt, dass die ÖIAG den Fahrplan für den weiteren Rückzug aus der Telekom Austria bekannt geben wird. Die Verbund-Aktie, die bereits deutlich zurückgegangen war, hat sich wieder erholt. Zuletzt wurde der Verkauf der Stromvertriebstochter APC um 8,35 Mill. Euro an die slowenische Istrabenz bekannt gegeben, womit die EU-Bedingung für die Genehmigung der Zusammenführung des Handels und Vertriebsnetzes von Verbund und den Unternehmen der EnergieAllianz erfüllt wurde. Der Weg für die österreichische Stromlösung ist damit frei.

Größter Kursverlierer im prime market war BETandWIN.com mit minus 8,6%. Und das, obwohl der Internet-Sportwettenanbieter im ersten Quartal 2004 sowohl die Wettumsätze als auch den Netto-Rohertrag weiter steigern konnte. Flughafen Wien gab um 5,9% nach, wobei allerdings der Dividendenabschlag von 2 Euro berücksichtigt werden muss. Ohne diesen Abschlag beträgt der Rückgang nicht einmal einen Euro. Schwächer notierten auch RHI (-4,8%), JoWooD (-4,1%), voestalpine und BWT (jeweils -3,5%), Böhler-Uddeholm (-2,7%) und Austrian Airlines (-2,5%).

Bei den im standard market continuous gehandelten Aktien war in der vergangenen Woche wenig Bewegung. Den etwas höheren Wiener Städtische und Porr Vorzug standen die leicht nachgebenden Lenzing gegenüber.

Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"