In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres gab es für die Investoren an den internationalen Börsenplätzen ein Wechselbad der Gefühle. In Wien hingegen wurde ein Kursfeuerwerk gezündet, sodass sich die Anleger über ansehnliche Gewinne freuen konnten. Kurz zusammengefasst: International wird wochen- und monatelang über den Aufschwung gesprochen, Wien aber befindet sich mitten drin.
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Mit einem Plus von 13,05% weist der österreichische Leitindex ATX auch die beste Performance im Vergleich zu den wichtigen internationalen Börsen auf. Auch der weiter gefaßte ATX Prime (+12,15%) und der den Gesamtmarkt umfassende WBI (+10,04%) konnten kräftig zulegen. Im internationalen Vergleich an zweiter Stelle, aber schon weit abgeschlagen, liegt die japanische Börse (Nikkei 225) mit einem Anstieg um 5,4%, gefolgt von der niederländischen Börse (AEX) mit plus 4,8% und dem deutschen Aktienmarkt (DAX) mit einer Erhöhung um 4,6%. Differenziert stellt sich die Lage in den USA dar. Während der Dow Jones Industrial Average, der 30 Spitzenwerte umfaßt, um 3,8% gestiegen ist, schwächte sich der Standard & Poors 500 um knapp mehr als 1% ab.
Der Wiener Leitindex ATX schloß das erste Quartal 2002 mit 1.289,16 Punkten nur knapp unter dem am letzten Börsentag vor den Osterfeiertagen erzielten 35-Monats-Hoch von 1.294,19 Zählern. Seit Jahresbeginn bedeutet dies jedenfalls den bereits erwähnten Anstieg um 13,05%. Für den Wiener Aktienmarkt spricht die geringere Technologielastigkeit und auch die Tatsache, dass die heimischen Unternehmen ihre "Hausaufgaben" gut gemacht und daher die rezessiven Tendenzen der Weltwirtschaft besser überstanden haben. Teilweise konnten österreichische Firmen sogar mit Rekordergebnissen aufwarten oder zumindest an die Topergebnisse des Vorjahres anschließen. Unternehmen, bei welchen es nicht so gut gelaufen ist, befinden sich wiederum in einem Restrukturierungsprozess, was der Markt prompt mit steigenden Kursen honoriert hat.
Bestes Beispiel dafür ist der Vorarlberger Textilerzeuger Wolford, der sich mitten in einem solchen Prozess befindet. Das letzte Quartalsergebnis zeigte auch schon wieder die Rückkehr in Richtung Gewinnzone, was der Aktie in der Berichtsperiode mit plus 58,1% die beste Performance im prime market, dem neuen Obersegment der Wiener Börse, eingebracht hat. Viel Phantasie bekam die Aktie des Catering-Spezialisten Do & Co mit dem Erwerb der Hofzuckerbäckerei Demel, was einen Kursanstieg von 39,4% zur Folge hatte. Verstärktes Interesse seitens heimischer und internationaler Investoren fand auch eine Reihe anderer Aktien. Insgesamt zehn Titel im prime market verzeichneten in den ersten drei Monaten Kursanstiege von über 25%. Neben Wolford sowie Do & Co waren dies BBAG, AHT, UIAG, VA Tech, Mayr-Melnhof, Austrian Airlines und Palfinger. Weitere fünf (UNIQA, BWT, Agrana, Erste Bank und Flughafen Wien) erzielten Gewinne um rund 20%. Von den insgesamt 40 Aktien im prime market lagen nicht weniger als 33 im Plus, während nur sieben Werte Rückgänge zwischen 1,3% und 46% zu verzeichnen hatte. Am schlimmsten erwischt hat es Feratel, die nach einem 10%igen Rückgang im vergangenen Jahr heuer ihren Abwärtstrend verstärkt fortgesetzt hat. Nach dem 46%igen Kurseinbruch krebst die Aktie beim historischen Tief von etwa 7 Euro herum, das ist weniger als die Hälfte des Emissionskurses vom Juli 2000 (16,50 Euro). Ähnlich ergeht es dem Computerspiele-Erzeuger JoWooD mit einem Kurssturz von 40,5%.
Im standard market continuous zogen die Vorzüge der Porr, vor allem in den letzten zwei Wochen, die Aufmerksamkeit auf sich. Sie schlossen das erste Quartal mit einem satten Plus von 53,7%, womit der eklatante Kursabstand zu den Stammaktien wesentlich verkürzt werden konnte. Bau Holding konnten immerhin noch um 14,8% zulegen, wogegen Admiral Sportwetten (-14,8%) und CLC (-14,3%) auf historische Tiefstwerte abgesackt sind. Im standard market auction hat die extrem volatile Agra Tagger mit plus 107,5% ihren Kurs mehr als verdoppelt. Kräftige Kursgewinne gab es auch für Voith Vorzug (+64,6%), Vogel & Noot Stamm (+50%), Viso-Data (+41,5%), die ÖVAG Partizipationsscheine (+34,6%) und Meinl International (+28%). Kaum mehr etwas wert ist die Stammaktie der Caravelle Holding (vormals Hild) nach einem Sturz um 85% auf nur noch 15 Cent. Libro sind nach dem Kapitalschnitt neuerlich abgestürzt und verzeichneten im ersten Quartal ein Minus von 60,3%. Weitere fünf Aktien mußten Kurseinbußen zwischen 25% und 37% hinnehmen, was aber in diesem äußerst volatilen Markt binnen weniger Tage ins Gegenteil umschlagen kann.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse