Der Wiener Aktienmarkt hat sich in der dritten Märzwoche zwar tapfer gewehrt, konnte sich aber dem internationalen Abwärtstrend nicht ganz entziehen. Zinssenkungen in Amerika allein sind offensichtlich zu wenig, um die Aktienmärkte weltweit zu stabilisieren. In der Euro-Zone hoffen die Marktteilnehmer nach wie vor, dass auch die Europäische Zentralbank endlich Zinssignale setzt.
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An den Börsen herrscht offensichtlich Angst über die Konjunkturentwicklung in den USA und in Europa. Es wird befürchtet, daß aus einer vorübergehenden Konjunkturschwäche in den USA eine längere Stagnation wird, wovon Europa unweigerlich mitbetroffen wäre.
Zu allem Überdruß finden die Gewinnwarnungen der großen Konzerne auch kein Ende. Erst kürzlich hat der niederländische Elektronikriese Philips eine Umsatz- und Gewinnwarnung ausgegeben. Mit großer Spannung werden nun die Quartalszahlen der großen US-Firmen erwartet, die ab Mitte April veröffentlicht werden. Zeitweise panikartige Verkäufe und irrationale Handlungen trieben in der dritten Märzwoche die Kurse an allen europäischen Aktienmärkten in die Tiefe. Ob old oder new economy, es wurde verkauft was das Zeug hält.
Bei diesem extrem negativen Umfeld hat sich der Wiener Aktienmarkt noch relativ gut gehalten und an den ersten vier Tagen nicht einmal halb so viel verloren wie die meisten europäischen Börsen. Eine starke Gegenbewegung gab es am Freitag, nachdem vor allem die großen Technologiewerte an der Nasdaq deutliche Kursgewinne verbuchen konnten. Damit zeichnete sich auch an der heimischen Börse ein Silberstreif am Horizont ab.
Der Wiener Leitindex ATX, der zunächst bis Donnerstag 2,8% verloren hatte, konnte am Freitag wieder einiges aufholen. Im Wochenabstand verzeichnete der ATX nur mehr ein Minus von 1,61% und schloß die Woche mit 1.138,05 Zählern. Im Vergleich dazu sind der Dow Jones Euro Stoxx und der DAX um jeweils mehr als 3% zurückgegangen.
Auch die in Wien gelisteten wachstums- und technologieorientierten Werte verzeichneten - gemessen am ViDX - mit minus 1,64% auf 943,40 Punkten weit geringere Verluste als die Wachstumstitel an der Easdaq (-7%) und am Neuen Markt (-4%).
Allerdings konnten in Wien, wie auch schon in der Vorwoche, nur zwei Titel Kursanstiege verbuchen. während fünf Aktien unverändert blieben und acht Rückgänge um bis zu 6% hinnehmen mußten.
Im ATX-Markt verzeichneten lediglich Head (+3,7%) und CyberTron (+3,3%) nennenswerte Kursverbesserungen. Die lange Liste der Verlierer wurde von Austrian Airlines (-11,3%) angeführt. Deutlich tiefer notierten auch VA Stahl (-7,2%), der Internet-Wettenanbieter BETandWIN.com (-6%), VA Tech (-4,7%) und der Wasseraufbereiter BWT (-3,9%).
Auch im B-Markt kann man die Kursgewinner an einer Hand abzählen. Leichte Zugewinne verzeichneten lediglich Constantia-Iso, BBAG, Investkredit und Palfinger. Die Rückgänge fielen dafür um so deutlicher aus.
Stärkere Einbußen erlitten HypoVereinsbank (-7,6%), Brau-Union (-4,8%) und Agrana (-4,7%). Zwischen 2% und 3% abgeschwächt haben sich Austria Haustechnik, Bau Holding Strabag und Feratel.
Schon traditionell starke Kursausschläge waren wieder bei den im C-Markt notierten kleineren Titeln zu registrieren. Außerordentlich kräftig zulegen konnte neuerlich der BF-Börsegenußscheinfonds mit einem Plus von 28,3%. Deutlich fester auch Hild Stamm (+14%), General Partners (+11,5%) sowie Heid (+9,1%). Demgegenüber sackten igm Vorzug um 20% und Mautner Markhof um 10% ab.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift bankundbörse