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War in vielen osteuropäischen Ländern die Gleichberechtigung von Frauen auch herrschende Ideologie, änderte das dennoch nichts an den unterschiedlichen Formen der Diskriminierung, die in der Praxis auftraten. Von Doppelbelastung, geringeren Einkommen und häuslicher Gewalt waren - und sind - Frauen auch in der Slowakei betroffen. Doch die Versuche, frauenpolitische Anliegen zu thematisieren, mehren sich.
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Vorbild war das Frauenbüro der Stadt Wien. Bevor das Familien- und Frauenbüro in Bratislava im Oktober eröffnet wurde, sahen sich slowakische PolitikerInnen, BeamtInnen und Frauenorganisationen in Österreich um. "Einer unserer ersten Schritte war, das Frauenbüro zu besuchen und von denen zu lernen, die auch klein angefangen haben", erzählt Vizebürgermeisterin Tatiana Mikusova.
"Preparing the Ground" nannte sich das Projekt, das folgte und mit 15.000 Euro aus einem EU-Fonds gefördert wurde. Bei Austauschtagen und Arbeitssitzungen nahmen Ideen Gestalt an. "Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass sich grenzüberschreitende Zusammenarbeit am besten über konkrete Projekte realisieren lässt", meint Siegrun Herzog, Milena-Projektkoordinatorin im Europaforum Wien. Das Frauennetzwerk hat sich unter anderem den Austausch von Know-how zum Aufbau von frauenpolitischen Institutionen in grenznahen Städten der Slowakei, Tschechiens und Ungarns zum Ziel gesetzt.
Ob sich jedoch die Einrichtung in Bratislava als frauenpolitische Institution bezeichnen lässt, wird von einigen Frauenorganisationen angezweifelt. Denn geworden ist es ein Familien- und Frauenbüro. Die Fragen der KlientInnen - bisher sind über 100 ins Büro gekommen - kreisen um Wohnproblematik, die Eintreibung von Alimenten, arbeits- und vermögensrechtliche Probleme, berichtet Leiterin Anna Sotnikova.
Regierung ohne Frauen
Doch auch Frauen ohne Familie sind von unterschiedlichen Formen der Diskriminierung betroffen. Im Durchschnitt beträgt das Einkommen von Frauen in der Slowakei drei Viertel des Einkommens ihrer männlichen Kollegen. In Führungspositionen sind sie weit seltener zu finden als Männer; in der slowakischen Regierung ist erstmals seit Jahren keine einzige Frau vertreten. Im neu eröffneten Familien- und Frauenbüro wurde all dies zunächst nicht erwähnt. "Es wurde klar, dass derzeit andere Themen dort anstehen", sagt Siegrun Herzog.