Wiener Wirtschaftskammer startet große Kampagne mit Song-Contest-Siegerin Conchita.
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Wien. "Wo ich einkaufe, ist mir nicht Wurst." Mit diesem bewusst gewählten Slogan und einer Anspielung auf das Testimonial wirbt die Wiener Wirtschaftskammer (WK Wien) in ihrer neuen Kampagne mit Song-Contest-Siegerin Conchita Wurst und sagt dem Onlinehandel den Kampf an.
Unter regem Medienandrang präsentierte die Wiener Wirtschaftskammer (WKW) am Donnerstag ihr neues Projekt "Mit allen Sinnen". Hintergrund: Online-Shopping wird immer mehr zur Konkurrenz für klassische Geschäfte. Daher will der Handel nun sensibilisieren und ein Zeichen setzen. "Einkaufen braucht Erlebnis, Gespräche, Interaktion und Gerüche. Das alles bekommen Sie bei den Einzelhandelshändlern", sagte WKW-Chef Walter Ruck.
Conchita selbst, die auf Plakaten, in Radio- und Werbespots sowie in Social-Media-Kanälen zu sehen sein wird, erzählte, dass sie die Anfrage mit Handkuss angenommen hätte. "Denn ich shoppe für mein Leben gern", sagte sie. "Ich bin ja in einem kleinen Dorf aufgewachsen und bin immer in die Läden gegangen und habe mich stundenlang beraten lassen. Als ich dann in die Großstadt gezogen bin, konnte ich es nicht fassen, wie viele schöne Geschäfte es hier gibt", so Wurst. Sie fügte aber hinzu, dass sie ein Produkt nur dann kauft, wenn es eine Geschichte hat und es sie anspricht.
117.000 Beschäftigte im Wiener Handel
Laut Ruck setzt der Handel in Wien 50 Milliarden Euro pro Jahr um. Gut 28.000 Handelsunternehmen zählt Wien, sie beschäftigen knapp 117.000 Menschen. "Online ist eine Ergänzung, aber der Hauptteil der Umsätze werden im stationären Handel gemacht", ergänzte Spartenobmann Rainer Trefelik. "Die Geschäfte leben davon, dass Kunden kommen und dort einkaufen und nicht vom Jammern nachher, dass es ein Geschäft nicht mehr gibt."
Conchita, die sich als Hauptdarstellerin der Kampagne heute durchaus "Meryl-Streep-Qualitäten" zuschrieb, wies auf das haptische Erlebnis hin. Sie liebe es, Dinge anzuprobieren, sie anzugreifen oder daran zu riechen. Die Werbeoffensive startet am kommenden Montag und läuft bis 19. November.
In Wien macht der Umsatzanteil der Online-Konkurrenz laut Kammer rund 4,5 Prozent des gesamten Einzelhandels aus. In ganz Österreich gab es in den vergangenen drei Jahren eine Steigerung von 30 Prozent. Für die Hauptstadt gibt es hier keine extra ausgewiesenen Zahlen.
Abseits der Kampagne sprach Conchita-Darsteller Thomas Neuwirth mit der "Wiener Zeitung" über seine berufliche Zukunft. Auf die Frage, wie lange es die Kunstfigur noch geben wird, meinte er, dass er nie gesagt hätte, dass er Conchita jetzt an den Nagel hängt. Seine Kunstfigur Conchita Wurst gewann im Mai 2014 den 59. Eurovision Song Contest in Kopenhagen. "Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, wo es Conchita nicht mehr geben wird, aber ich habe keine Ahnung, wann das sein wird". Das seien eher "reißerische Medien" gewesen, die diese Gerüchte für eine gute Schlagzeile in die Welt gesetzt hätten.
Conchita wird es "noch einige Zeit geben"
Conchita-Fans versuchte Neuwirth zu beruhigen. "Conchita wird es noch einige Zeit geben. Sie arbeitet gerade an einem zweiten Album und an einer Tour, außerdem gibt es jede Menge sonstiger Termine bis Jahresende", unterstrich der Travestiekünstler.
Tom Neuwirth wurde 1988 in Gmunden in Oberösterreich als Sohn der Gastwirte Helga und Siegfried Neuwirth geboren und wuchs in Bad Mitterndorf auf. Im Jahre 2006 nahm er an der dritten Staffel der ORF-Castingshow "Starmania" teil und wurde hinter Nadine Beiler Zweiter.
Im Jahr 2007 gründete er zusammen mit Falco De Jong Luneau, Johannes "Johnny" K. Palmer und Martin Zerza die Boyband jetzt anders!, die sich im selben Jahr wieder auflöste. 2011 schloss er eine Ausbildung an der Grazer Modeschule ab. Seit 2011 tritt Tom Neuwirth in der Öffentlichkeit als Dragqueen Conchita Wurst in Erscheinung. Dabei handelt es sich um eine Diva mit Vollbart. Conchita wurde laut Neuwirth als Reaktion und Statement gegen Diskriminierungen, die er in seiner Jugend aufgrund seiner Homosexualität erfuhr, geschaffen. Sein Auftreten als Conchita solle auch dazu führen, dass "es Jugendliche leichter haben - und zwar egal, aus welchem Grund sie anders als die anderen sind". Den Namen Conchita bekam er von einer Freundin aus Kuba und behielt ihn bei. Den Nachnamen wählte er, "weil es eben ‚wurst‘ ist, woher man kommt und wie man aussieht". 2014 gewann Wurst den Song Contest.