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Nichts weniger als die Biotech-Welt zu erobern, hat sich die Intercell AG als Ziel gesetzt. Unter den Top 10 der europäischen Biotechfirmen gereiht, ist dem Wiener Unternehmen vor wenigen Monaten die größte österreichische Biotech-Akquisition gelungen. Als Folge stehen aktuell eine Reihe internationaler Investoren bereit, um mit mehr als 30 Mill. Euro die weitere Forschung und Expansion sicherzustellen.
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Intercell-Finanzchef Werner Lanthaler kommt gerade aus den USA, wo er eine "sehr erfolgreiche" sechsmonatige Suche nach Venture Capitalists hinter sich hat. "Rund 30 Millionen Euro frisches Geld hat die Tour insgesamt gebracht", erklärt Lanthaler stolz im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Jetzt habe Intercell 12 Geldgeber, davon 3 der 5 weltweit renommiertesten Fonds im Biotech-Sektor - Apacs (USA), Nomura (Japan) und TVM (München). Neu dazu kamen heuer zudem Star Ventures, Global Lifescience ventures und NIB Capitals.
Intercell wurde 1998 als AG gegründet und ist ein privates Biotech Unternehmen mit Sitz in Wien. Mit etwa 100 Mitarbeitern aus 12 verschiedenen Nationen wird eine neue Generation von vorbeugenden und therapeutischen Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten und bestimmte Arten von Krebs entwickelt. Im Jahr 2002 wurde Intercell unter die Top 10 Unternehmen der europäischen Biotech Branche gelistet. Das am weitesten entwickelte Produkt, ein therapeutischer Impfstoff gegen Hepatitis C, befindet sich seit November 2002 in einer klinischen Studie Phase II. "Natürlich wollen wir längerfristig an die Börse", sagt Lanthaler. Idealerweise dann, wenn es "biologische" Daten gebe, auf deren Basis man die Produkte auch weniger risikofreudigen Investoren anbieten könne. Zur Zeit kommen als Finanzierung des Unternehmens aber nur Venture Capitalists in Frage, denn auch die Banken geben bei derart hohen Risken keinen Kredit. Das Venture Capital wird also dringend benötigt, schließlich verschlingen Forschung und Entwicklung wie in der Biotech-Branche üblich riesige Summen. Intercell steckt jährlich rund 14 Mill. Euro in F&E, und das bei rund 100 Mitarbeitern. Umsatz wird einstweilen keiner gemacht, mehr noch, es wird bewusst darauf verzichtet. Lanthaler: "Das ist für Österreich absolut ungewöhnlich, international aber in der Branche normal."
Intercell hat aktuell zwei sehr aussichtsreiche Impfstoffe "in petto", konkret, in der klinischen Studie Phase II. Neben dem "hauseigenen" Impfstoff gegen Hepatitis C handelt es sich dabei um den Impfstoff gegen das "Japan Enzephalitis Vakzine". Den Impfstoff hatte Intercell im Mai dieses Jahres von dem US-Unternehmen VaccGen erworben und das gegen sehr starke Konkurrenz. Denn eine Reihe internationaler Biotech- und etablierter Pharmaunternehmen hatte sich für dieses Projekt beworben. Um das spezielle Risiko im Biotech-Geschäft zu erklären, schlägt Lanthaler die Brücke zur - bekannteren - Autobranche: "Wie in der Automobilproduktion haben wir bei Impfstoffen das Problem extrem langer Entwicklungszeiten". Rund 10 Jahre dauert es, bis ein Impfstoff auf den Markt gebracht werden könne, die Kosten belaufen sich auf durchschnittlich 60 Mill. Euro. "Die nächsten 3 Jahre werden über den Erfolg unserer zwei wichtigsten Impfstoffe entscheiden, die Chancen stehen 50:50", so Lanthaler. Selbst im Erfolgsfall sei die Marktregistrierung der beiden Impfstoffe frühestens 2006 möglich. Als Erfolgsfaktoren für den Zuschlag und das Image von Intercell insgesamt nennt Lanthaler das im Laufe von wenigen Jahren angehäufte Impfstoff-Entwicklungs-Kow-how und das herausragende Team in Wien. Der Standort habe sich in bewährt, schließlich habe Wien in der Branche einen guten Namen, könne Tradition vorweisen (u.a. Immuno und Baxter) und sei nicht zuletzt auch dank attraktiver Lebensbedingungen ein Magnet für Top-Leute aus aller Welt.
Info: http://www.intercell.com