Kein Umstieg auf das "Bologna-Modell". | Wien. Der neue Studienplan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät in Wien, der mit erstem Oktober in Kraft treten wird, ist am Dienstag von der Curricularkommission beschlossen worden. Die noch ausständige Bestätigung durch den Senat ist für den ersten Juni geplant, dürfte aber Formsache sein.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der nunmehr beschlossene Studienplan folgt nicht dem "Bologna-Modell" eines Bachelor/Master-Studiums sondern setzt auf das bewährte Diplomstudium mit Magistertitel: Neu sind unter anderem die zusätzliche Prüfung aus Europa- und Völkerrecht im ersten Abschnitt, die Reduktion von geschichtlichen Fächern, die Einbeziehung ökonomischer Fächer sowie die Einführung eines strikten Studienablaufs mit vermehrter Anwesenheitspflicht. Auch die freie Einteilung der Prüfungsabfolge wurde stark eingeschränkt. Damit soll dem Ruf der juristischen Praxis genüge getan werden, zusammengehörende Fächer gemeinsam zu studieren und so stärker auf die Zusammenhänge einzugehen. Die geplanten kommissionellen Prüfungen scheiterten am Widerstand der Studierenden.
Ob es überhaupt zur Beschlussfassung über den Studienplan kommen würde blieb bis zuletzt spannend: Studierendenvertreter bemängelten vor allem Probleme bei der "Studierbarkeit" - also die Möglichkeit, alle notwendigen Übungen und Prüfungen in der vorgesehen Zeit von acht Semestern zu bewältigen - und den extrem engen zeitlichen Rahmen, innerhalb dessen der Studienplan beschlossen werden sollte.
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät verpflichtete sich Ende des vorigen Jahres in den Zielvereinbarungen zur Umgestaltung des bestehenden Studienplans. Vor allem die drohende Konkurrenz zu dem im Herbst startenden wirtschaftsjuristischen Bakkalaureatsstudium an der Wirtschaftsuniversität dürfte Dekan und Rektor bewogen haben, eine rasche Neugestaltung des Jusstudiums anzustreben.
Mit dem neuen Studienplan kommt auch Bewegung in die Spitze der Juridischen Fakultät: Vor wenigen Tagen wurde der Staatsrechtsprofessor Heinz Mayer zum Dekan ernannt.
Julian Unger ist Studierendenvertreter in der für Studienpläne zuständigen Curricularkommission der Universität Wien.