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Wiener können aufatmen

Von Niklas Hintermayer

Politik

Die Feinstaubbilanz 2016 fällt gut aus, dennoch müssen weitere Maßnahmen gesetzt werden.


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Wien. Sie sind gerade einmal ein Zehntel so groß wie ein menschliches Haar und somit mit freiem Auge nicht sichtbar: Feinstaubteilchen, die kleiner als 10 Mikrometer (PM10) sind, gelten als potentiell gesundheitsgefährdend. Und genau jene Teilchen in der Luft werden seit 2003 in ganz Österreich gemessen. Für Wien fällt die Feinstaub-Bilanz 2016 positiv aus, wie die aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes zeigen.

"In Wien ist die Feinstaubbelastung im Vergleich zu 2015 um 13 Prozent gesunken. Das sind die Jahresmittelwerte", sagt der stellvertretende Abteilungsleiter der MA22 (Umweltschutz), Gerald Kroneder, zur "Wiener Zeitung". Die Behörde ist für die Statistik in Wien zuständig.

Laut Magistrat wurden die in Wien gemessenen Höchstwerte für Feinstaub im Jahresmittel seit 2003 halbiert. Auch bei den Tagesdurchschnittswerten - hier dürfen nicht mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter erreicht werden - liegt man unter den EU-Vorgaben: "Die EU schreibt vor, dass in einem Kalenderjahr an nicht mehr als 35 Tagen diese Grenzwerte erreicht werden dürfen", sagt Kroneder. Waren es 2015 noch 14 Überschreitungstage, so sind diese 2016 auf 11 Tage gesunken.

Diese Zahlen reihen sich in die generell gute Entwicklung der letzten Jahre in Österreich ein. 2014 und 2015 gelten bisher als positive Rekordjahre, für die Feinstaubbelastung. In Nordostösterreich hat man diese Werte 2016 erneut unterboten, im Süden jedoch ist hat sich die Situation verschlechtert.

Zurückführen lässt sich dies auf mehrere Faktoren: Erstens das Wetter. 2016 gab es warme Wintermonate, bei denen es weniger zu sogenannten Hochdruckwetterlagen mit Inversion gekommen ist. Diese führen zu weniger Luftaustausch und letztlich dazu, dass Feinstaub in bodennahe Schichten gedrückt wird. Zweitens sorgen effizientere Fahrzeuge mit weniger Emissionsausstoß und die Befeuchtung von Baustellen für weniger Feinstaub. Aber auch der sogenannte "Ferntransport" von Feinstaub, also das Eintragen von Staub aus Osteuropa, hat sich verringert. Österreichs Nachbarstaaten folgen den EU-Vorgaben und modernisieren ihre Industrieanlagen und Kraftwerke.

Es wird weniger gestreut

Kroneder hebt noch einen Punkt für Wien hervor: "Die Umstellung des Winterdienstes vor einigen Jahren hat viel bewirkt. Es wird weniger auf den Straßen gestreut, dadurch wird die Wiederaufwirbelung von Feinstaub verringert".

All diese Maßnahmen haben ihren guten Grund: Je kleiner Feinstaubpartikel desto eher beeinträchtigen sie die Gesundheit. Schon der größere Feinstaub (PM10) kann in die Atemwege gelangen und dort Schaden anrichten. Kleinste Teilchen, also jene, die 0,1 bis 1 Mikrometer (PM0,1 bis PM1) groß sind, können bis in die Lungenbläschen und in den Blutkreislauf eindringen und bei den Organen chronische Entzündungen verursachen. Diese Teilchen sind in den angeführten Messungen enthalten, werden aber wegen ihrer Gefährlichkeit noch einmal in einer eigenen Klasse geführt. Auch deren Werte sind laut Umweltbundesamt gesunken. Der Hauptgrund: eine Verbesserung der Partikelfilter von Dieselmotoren.

Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt betrachtet die Feinstaubbelastung aus gesamtösterreichischer Sicht: Im Osten habe es 2016 in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich bundesweit die wenigsten Überschreitungen des Grenzwertes für den Tagesdurschnittswert gegeben.

Im südlichen Teil des Landes fällt die Statistik nicht ganz so rosig aus. In Kärnten und in der Steiermark sei es vermehrt zu Überschreitungen gekommen: So wurde an mehr als 25 Tagen der Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten.

Besonders betroffen sei Graz, wo es an vier Messstellen negativ anschlug: "Die Stadt hat es durch seine Beckenlage schwer. Es gibt nur niedrige Windgeschwindigkeiten, welche den Feinstaub somit nicht davon tragen können", erklärt Schneider.

Hier habe Wien mit einer aufkommenden Westwetterlage einen Vorteil. Auch die bereits erwähnte Reduzierung der Straßenstreuung hab der Bundeshauptstadt geholfen sowie ein Verbot alter Lkws im Straßenverkehr.

Trotz der insgesamt guten Feinstaubentwicklung ist man sich sowohl im Umweltbundesamt als auch in der Wiener Umweltschutzabteilung bewusst, dass weiter hart gearbeitet werden muss: "Wir dürfen jetzt nicht sagen, es ist alles erreicht. Bei Kfz mit Dieselmotoren habe ich keine Freude und bei alten Holzöfen besonders im ländlichen Raum muss man Emissionen reduzieren", sagt Kroneder.

Umweltexperte Schneider sieht das ähnlich: "Wir müssen den Weg konsequent weiter gehen. Also das öffentliche Verkehrsnetz ausbauen, alte Häuser sanieren und weiterhin Baustellen optimieren".