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Verträge von allen drei Geschäftsführern sollen nicht mehr verlängert werden. | Finanzstadträtin Brauner könnte Frau an Spitze hieven. | Wien. Die nicht enden wollende Serie an Negativschlagzeilen könnten bei den Wiener Linien nun Konsequenzen an der Unternehmensspitze haben: Wie der "Wiener Zeitung" von mehreren Seiten bestätigt wird, sollen die auslaufenden Verträge der drei Geschäftsführer nicht mehr verlängert werden.
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Stattdessen könnte Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) erstmals eine Frau an die Spitze der Verkehrsbetriebe hieven - und zugleich nur noch ein Zweiermanagement bestellen.
Wie es aus Unternehmenskreisen heißt, will Brauner vor der Gemeinderatswahl 2010 die "Problembaustelle" der Wiener Linien noch rasch wegräumen - die vielen Negativberichte in den vergangenen Monaten würden sie zum Handeln zwingen. Tatsache ist, dass die Wiener Linien seit mehr als einem Jahr in einer ernsten Krise stecken: Eine Unfallserie mit eingeklemmten und mitgeschleiften Passagieren, gepaart mit zweifelhaften Dementis, machte den Anfang. Es folgten mysteriöse Unfälle - zum Teil mit betrunkenen Fahrern -, Anzeigen des Verkehrsministeriums, ein verlorener Mobbing-Prozess gegen einen schwulen Tram-Fahrer, Verstöße gegen den Datenschutz punkto Videoüberwachung sowie aufklärungsbedürftige Methoden bei der Mitarbeiter-Überwachung (u.a. im Krankenstand). Zuletzt sorgten Personalmangel gepaart mit teils längeren Intervallen sowie ein Jahresverlust von 98 Millionen Euro trotz neuem Fahrgastrekord für Aufregung.
Steinbauer in Pension?
Für diese ganze Misere macht nun offenbar nicht nur die politische Opposition das Triumvirat am Steuer der Wiener Linien verantwortlich, sondern auch die regierende SPÖ. Laut Informationen der "Wiener Zeitung" laufen derzeit Szenarien, wie man den drei Geschäftsführern einen eleganten Abgang ermöglichen könne: Günter Steinbauer, der Vorsitzende der Geschäftsführung, dessen Vertrag eigentlich schon am 1. Jänner ausgelaufen ist, soll - wiewohl erst 52 - in die Pension verabschiedet werden. Der kaufmännische Geschäftsführer Walter Andrle (55) soll zur Badner Bahn verschoben werden, die wie die Wiener Linien ebenfalls zur Stadtwerke-Holding gehören. Für Michael Lichtenegger (50), der für den Betrieb verantwortlich zeichnet, wird angeblich noch an einer Lösung gebastelt.
Die Neuausschreibung der Geschäftsführer-Posten hätte eigentlich schon längst erfolgen müssen. Als Fixstarterin im neuen Team wird eine erfahrene Frau aus Brauners politischer Heimat Margareten gehandelt. Ein Sprecher der Stadtwerke konnte die Frage, warum bis dato keine Ausschreibung erfolgte, nicht beantworten und verwies auf die Wiener Linien. Dass es zu einem Totalumbau komme, sei ihm aber neu, beteuerte der Sprecher. Keinen Kommentar gab es von den drei betroffenen Wiener-Linien-Chefs.
Für die grüne Gemeinderätin Ingrid Puller ist es jedenfalls hoch an der Zeit, die Geschäftsführung aufgrund andauernden Missmanagements zu feuern: "Es gab in letzter Zeit ja Skandale zur Genüge." Aufklärung vor möglichen Personalentscheidungen fordert ÖVP-Verkehrssprecher Wolfgang Gerstl: "Der Krug ist aber schon sehr nahe am Zerbrechen."
Auch die Stadtwerke, die heuer mit einem Veranstaltungsreigen ihr 60-jähriges Bestehen feiern, stehen im politischen Kreuzfeuer. Die Bilanz 2008 wies einen Ergebnisrückgang um 82,1 Prozent auf 8,3 Millionen Euro aus - der Pensionsfonds verzeichnete ein Minus von 76,9 Millionen. Während die Opposition einen Sonderausschuss forderte, sprach Brauner von unseriösen und lächerlichen Vorwürfen.