Der österreichische Aktienmarkt knüpft an die erfolgreiche Entwicklung des vergangenen Jahres an und ist in der dritten Jännerwoche gegen den Strom geschwommen. Während die internationalen Börsen durchwegs zur Schwäche neigten, gab es hier zu Lande eine erfreuliche Bilanz.
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Das internationale Umfeld war sehr stark von einer Ungewißheit geprägt, wozu vor allem Unternehmensnachrichten in den USA beigetragen haben. Die ersten Meldungen lagen zwar weitgehend im Rahmen der Erwartungen, doch sind die Zukunftsaussichten noch stark getrübt.
Sehr kritisch beurteilt wurde die Meldung von Intel, wonach der weltgrößte Chiphersteller eine Reduktion der Investitionen um ein Viertel plant. Dies läßt nämlich darauf schließen, daß die Ertragserwartungen des Unternehmens gedämpft sind. Auch die Aussagen von Samsung, dem Marktführer im Bereich Speicherchips, gingen in die gleiche Richtung. Nach den unerwartet guten Quartalszahlen der Computerhersteller Compaq und Apple haben die schlechten Zahlen der Branchengrößen Microsoft, IBM und Nortel weltweit die Technologie-Aktien belastet.
Die weniger technologielastige Wiener Börse konnte sich daher mit ihren Zyklikern und defensiven Werten gegen den schwachen Allgemeintrend befestigen. Nach einer Seitwärtsbewegung in der ersten Wochenhälfte zeigte sich in der Folge ein recht deutlicher Aufwärtstrend.
Der Wiener Blue Chip Index ATX stieg gegenüber dem Vorwochenschluß um 1,6% auf 1.137,62 Punkte und der weiter gefaßte ATX Prime verbesserte sich um 1,5% auf 592,14 Zähler. Im Vergleich dazu schwächte sich der EuroStoxx50 um 1,6% und der DAX um 2,2% ab. Die im ViDX abgebildeten wachstums- und technologieorientierten Werte konnten sich der internationalen Schwäche nicht ganz entziehen und gaben um knapp 1,8% auf 798,40 Punkte nach. Hauptverantwortlich dafür waren JoWooD, Palfinger und
UIAG.
Innerhalb des prime markets zeigte der ATX-Wert RHI nach den vorangegangenen Verlusten und nach Vorlage eines Sanierungskonzeptes eine technische Gegenreaktion und zog um 24% an. Allerdings dürfte die Aktie auch stark von Spekulationen getrieben gewesen sein. Stärkere Kurszuwächse im Wochenabstand verzeichneten auch BETandWIN.com (+6,1%), Erste Bank (+5,1%), Head (+4,2%), Flughafen Wien (+3,9%) und VA Tech (+3,5%). Demgegenüber schwächten sich Palfinger um 8,6% und Mayr-Melnhof um 3,1% ab.
Bei den übrigen Titeln des prime markets konnten sich BBAG und Brau-Union mit kräftigen Kursanstiegen (+9,8% bzw. 7,4%) positiv bemerkbar machen. BBAG waren vom britischen Investmenthaus Cazenove empfohlen worden. Der Verlierer der Woche im prime market war der Computerspiele-Hersteller JoWooD mit einem Kurseinbruch von 25%. Damit setzte die Aktie ihren zuletzt gezeigten Abwärtstrend mit erhöhtem Tempo weiter fort.
Im standard market continuous blieben die Kursausschläge verhältnismäßig eng begrenzt. Einem Anstieg von 3,8% der Allianz standen die Rückgänge bei stage1.cc (-2,4%), Deutsche Bank (-2,1%) und CLC (-2%) gegenüber. Im standard market auction legten Agra Tagger um weitere 16,7% zu. Die zuletzt sehr schwachen BlueBull konnten sich um 10% erhöhen. Fester notierten auch Readymix Kies-Union (+6,7%), UBM Real Stamm (+5,2%) sowie Vogel & Noot Vorzug (+5%).
Eine arge Ohrfeige gab es wieder einmal für Libro mit einem Kurssturz von 27,3%. Mit nur noch 80 Cent ist die Aktie kaum mehr das Papier wert auf dem sie geschrieben steht. Massiv verloren haben auch Vogel & Noot Stamm (-18,8%), die mit 5 Euro nun deutlich unter ihren Vorzügen (8,40 Euro) notieren. Mit Rath, Mautner Markhof, AvW Vorzug und Caravelle Vorzug schwächten sich weitere vier Aktien um deutlich mehr als 10% ab.
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"