Schülerunion und AKS sind sauer, Stadt Wien lässt 133 Schulen sanieren.
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Wien. An ihre Zeit als Maturantin an der Berufsschule für Bürokaufleute in der Wiener Meiselgasse denkt Amela nicht gern zurück. Zu frisch sind der 18-Jährigen noch die Zustände in den beiden sogenannten "Containerklassen" in Erinnerung, in denen sie und ihre Mitschüler auf die Reifeprüfung vorbereitet wurden. "Im Winter war es kalt und im Sommer stickig heiß", erzählt sie. Vor allem die Toiletten seien eine Zumutung gewesen, "die haben wegen der Hitze zu stinken begonnen". Negative Erfahrungen mit den Mobilklassen hat auch Norbert Kappel, der an der Kooperativen Mittelschule Knöllgasse unterrichtet, gemacht. "In warmen Monaten ist es unerträglich", sagt er. Zudem seien zwei WCs für 50 Schüler pro Stockwerk zu wenig.
Die Schule der Zukunft sieht anders aus. Davon ist zumindest der Obmann der ÖVP-nahen Wiener Schülerunion, Georg Kudrna, überzeugt. Geht es nach ihm, sollte die Stadt Wien jene 222 Containerklassen, die heute an insgesamt 46 Schulen bestehen, sofort abschaffen. "Wie jeder Arbeitnehmer haben auch wir Schüler ein Recht auf einen angemessenen Arbeitsplatz", sagt er der "Wiener Zeitung". An manchen Standorten würden demnach die Betroffenen bereits seit Jahrzehnten auf eine Veränderung warten, wie das Beispiel der Volksschule Prückelmayrgasse im 23. Bezirk beweise. Manche Direktoren würden deshalb bereits um die Zukunft ihrer Schulen fürchten, meint der Schülervertreter. "Sie wollen nicht in den Medien genannt zu werden, da sie Angst haben, dass dann die Anmeldungen an ihrer Schule zurückgehen könnten." Anders als in den Bundesländern sind Wiens Schulstandorte nicht durch Schulsprengel geschützt, weswegen es den Wienern freisteht, aus dem Schulangebot zu wählen.
570 Millionen Euro bis 2017
Kritik an der "nicht optimalen" Situation übt auch Eleonora Kleibel von der SPÖ-nahen "Aktion kritischer Schüler". Geht es nach ihr, sollten nicht nur die Mobilklassen abgeschafft, sondern auch die aktuellen Strukturen neu überdacht werden. "Statt am Frontalunterricht festzuhalten, sollten Lebensräume geschaffen werden, wo die Schüler sich wohl fühlen und wo Lernen in Gruppen möglich ist", sagt die Vorsitzende der Schülervertretung. "Die Stadt muss Geld in die Hand nehmen, mit bloßen Sanierungen ist es nicht getan."
Für die Stadt Wien sind die Vorwürfe nicht neu - und sie will an den "Pavillons", wie die Container im Rathaus auch genannt werden, festhalten. "An manchen Standorten verzeichnen wir einmal einen hohen Zulauf und dann gibt es wieder Phasen mit wenig Schülern", betont eine Sprecherin von Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch. An der derzeit geltenden Schulwahlfreiheit will man nicht rütteln. Gäbe es die mobilen Klassen nicht, dann könnten 98 Prozent der Eltern ihr Kind nicht in eine Wunschschule geben. Darüber hinaus seien die Räume auf dem letzten Stand der Technik und würden von Firmen speziell entsprechend der Schulstandards angefertigt. Kostenpunkt pro Container: mindestens 100.000 Euro. "Da wäre jeder Zubau viel teurer", ist man sich im Rathaus sicher.
Damit, dass derzeit 133 Schulstandorte in Wien um 53 Millionen Euro saniert werden, hat die Containerproblematik hingegen nichts zu tun. Diese Arbeiten, wie Dach-, WC-, Fenster- oder Fassadenerneuerungen, werden demnach während der Ferienmonate erledigt. Lediglich in zwei Fällen - und hier handelt es sich um Schulneubauten - seien mehrere Klassen in "Pavillons" übersiedelt, hieß es. Wie das Rathaus betont, werden bis 2017 insgesamt 570 Millionen Euro in die Sanierung von Schulgebäuden und den Neubau investiert.