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Die Wiener Städtische Versicherung starte in Österreich als erstes mit der Umsetzung der "Unisex-Richtlinie" der EU, schlug Vorstandsvorsitzender Günter Geyer am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten die Werbetrommel für sein Unternehmen. Gemäß dieser neuen EU-Richtlinie soll der "Kostenfaktor Geburt" nicht mehr allein den Frauen angelastet werden. Daran, dass es zu einer Geburt komme, seien ja schließlich Personen beider Geschlechter beteiligt, so Geyer.
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Für neue Sonderklasse-Verträge werde die Städtische ab sofort die Prämien für Frauen im Alter von 19 bis 35 Jahren um 10% und für 36- bis 45-jährige um 5% senken. Für bestehende Verträge seien keine Änderungen geplant, aber "je nach Kundenbeziehung" könne man darüber reden, schloss Geyer einen Verhandlungsspielraum nicht aus. Die Prämien für Männer wolle die Städtische zumindestens jetzt noch nicht erhöhen - ob oder wann dies geschehen werde, könne er jetzt noch nicht sagen, sagte Geyer.
In den ersten drei Quartalen dieses Geschäftsjahres konnte die Wiener Städtische mit 65,5 Mill. Euro ihr Konzern-EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) vom gesamten Vorjahr bereits um 30% übertreffen. Dieses Ergebnis habe man trotz der letzten Verluste aus der Beteiligung an der HypoVereinsbank (HBV) geschafft, so Geyer. Über den Sommer hat sich die Städtische von rund 6 Mio. HVB-Aktien getrennt; rund 1 Mio. Aktien sind noch im Besitz der Versicherung. Das HVB-Engagement habe sich bei der Städtischen heuer mit einem Verlust von 28 Mio. Euro niedergeschlagen.
Für das Jahr 2004 prognostiziert Geyer insgesamt ein EGT von 140 Mill. Euro. Im zweite Halbjahr 2006 solle voraussichtlich - je nach Lage des Kapitalmarktes - der zweite Börsengang der Wiener Städtischen erfolgen. Nach der geplanten Umwandlung der Vorzüge in stimmberechtigte Aktien werde die Städtische dann mit 30% an der Börse sein. Derzeit stehen via Vorzugsaktien 10% des Unternehmens im Streubesitz.
Nach den Ausführungen Geyers über die "wenig lustige" Beteiligung an der HVB, streute der Versicherungschef dafür einem anderen Unternehmen Rosen: dem (noch nicht börsenotierten) Österreichischen Verkehrsbüro, an dem die Wiener Städtische laut Geyer seit der Übernahme der AUA-Anteile 31% hält. Allerdings sei geplant, den Anteil auf 25% plus eine Aktie zu reduzieren. Die AVZ-Stiftung ist letzten Angaben zufolge mit 60,98% beteiligt, die Privatstiftung von Verkehrsbüro-Chef Dieter Toth mit 7,44%. Das Verkehrsbüro ist Österreichs größter Tourismuskonzern und Geyers Ansicht für einen Börsengang im Zeitraum der nächsten 2 bis 6 Jahre bestens geeignet.
"Wir fühlen uns sehr geehrt" - mit diesen Worten hat das Verkehrsbüro auf die Aussagen von Geyer reagiert. Allerdings wäre ein Börsengang zumindest mittelfristig, wenn nicht erst langfristig, ein Thema, der dann im Aufsichtsrat besprochen und beschlossen werden müsse, sagte Verkehrsbüro-Sprecher Andreas Zenker.