Als nicht ganz "makellos" erwiesen sich laut einem Test der Arbeiterkammer (AK) die Wiener Versicherungsmakler. Dazu wurde bei 25 Maklern Mitte Mai anonym per E-Mail ein Kfz-Haftpflichtversicherungsangebot angefragt. Fazit: 11 von jenen 16 Maklern, die aufgrund der Anfrage taugliche Angebote stellten, boten nicht den billigsten Tarif an.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Versicherungsmakler sind gesetzlich gemäß dem sogenannten "best-advice"-Prinzip dazu verpflichtet, das für den Kunden günstigste bzw. beste Angebot herauszusuchen.
Jene fünf Versicherungsmakler boten jedoch nicht - wie von ihnen behauptet - das prämiengünstigste Angebot, die Jahresprämienunterschiede machten bis zu 75 Euro aus: Der günstigste angebotene Kfz-Haftpflichttarif lag bei einer Deckungssumme von 3 Mill. Euro bei 389 Euro (inkl. Steuern), der teuerste bei 464 Euro, teilte die AK gestern mit. Als Beispiel für den Test wurde eine Kfz-Haftpflichtversicherung für einen Diesel-Mittelklassewagen (75 PS) in der Prämienstufe 0 gewählt.
Dass nur 11 von 16 das günstigste Angebot empfahlen, könnte laut Michael Drechsler, Obmann des Fachverbandes der Versicherungsmakler in der Wirtschaftskammer Österreich, an unterschiedlichen Leistungsinhalten der Versicherungen liegen. Vielleicht hätten jene fünf Makler nicht genannte Leistungen in das Offert miteinbezogen und seien deshalb zu einem abweichenden Ergebnis gelangt, erklärt Drechsler im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Außerdem könnten diese die billigste Versicherung auch deshalb nicht empfohlen haben, weil sie dort schlechte Erfahrungen mit der Schadensabwicklung gemacht hätten, mutmaßt der Obmann.
In dem Test kritisiert die AK weiters, dass die Makler in ihren schriftlichen Anboten oft nicht eindeutig daruf hingewiesen haben, dass sie tatsächlich als Makler tätig würden, wie es gesetzlich erforderlich ist. Ein Kritikpunkt, den sich Robert Wunderl, Geschäftsführer des Fachverbandes, nicht erklären kann: "Es erscheint mir unlogisch, warum Versicherungsmakler nicht mit ihrer Qualifikation werben sollten", so Wunderl zur "Wiener Zeitung".
Nicht verpflichtend für Versicherungsmakler, jedoch konsumentenfreundlich wäre laut AK die Nennung der Versicherer, mit denen der jeweilige Makler kooperiert. Bei der telefonischen Nachfrage nach Partnern seien die Makler kurz angebunden gewesen, so AK-Tester Prantner zur "Wiener Zeitung" . Die Hälfte der befragten Makler hätte keine konkrete Anzahl an Versicherern genannt, sondern behauptet, mit allen - das wären 25 - zusammenzuarbeiten. Die wenigsten hätten ihre Partner auf ihrer Homepage angeführt. "Man kann nur hoffen, dass ein Makler seine Partner auf dem Offert oder in einem Antwortschreiben erwähnt". Konsumenten empfiehlt er bei der Wahl des Maklers trotzdem, nach Möglichkeit eine Liste der Versicherungspartner zu verlangen sowie auch schriftliche Angebote von Versicherungen einzuholen.