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Wiens Mittelständler wollen wieder investieren

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Fruchtbarer Boden für Investitionen? Besonders in China und Russland wollen viele mittelständische Betriebe tätig werden oder ihr bestehendes Geschäft ausweiten. Foto: fotolia

Krise als Impuls für Geschäftstätigkeit in neuen Märkten. | Wien. Wiens mittelständische Unternehmen sind im Bundesländervergleich führend bei der Investitionsbereitschaft: 27 Prozent der Wiener Unternehmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitern planen, ihre Investitionen im kommenen Jahr aufzustocken. Nur sieben Prozent der Betriebe in der Bundeshauptstadt planen, ihre Investitionen zu reduzieren.


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Dies zeigt das Mittelstandsbarometer des Beratungsunternehmens Ernst & Young, für das 900 mittelständische Unternehmen in Österreich, davon 100 aus Wien, befragt wurden. "Die Investitionen sind ein wesentlicher Indikator für die Wirtschaftsentwicklung", sagt Erich Lehner, verantwortlicher Partner für die "Agenda Mittelstand" bei Ernst & Young Österreich.

Auf dem letzten Platz liegen die Wiener hingegen bei der Bereitschaft, neue Mitarbeiter einzustellen. 21 Prozent der Unternehmen zwischen 30 und 2000 Mitarbeitern planen Neueinstellungen, elf Prozent wollen die Belegschaft reduzieren. Österreichweit wollen 27 Prozent neue Mitarbeiter einstellen und nur sieben Prozent Personal abbauen. "Die Wiener Unternehmen starten hier aber von einem höheren Niveau aus, sie waren auch vor einem halben Jahr nicht so pessimistisch", sagt Lehner.

Skeptiker überwiegen

Bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage sind die Wiener jedoch zurückhaltend: Nur 47 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als positiv, ebenso viele wie in der Steiermark. Dahinter liegt nur Niederösterreich.

Besonders bei der Geschäftserwartung für die kommenden sechs Monate sind die Wiener Unternehmer skeptischer als noch im Februar: Im Vergleich zu der Umfrage vor sechs Monaten ist der Anteil der Optimisten von 53 auf 44 Prozent gesunken. Damit liegen die Wiener aber immer noch auf Platz drei der Optimisten im Bundesländer-Vergleich, hinter den Niederösterreichern und Vorarlbergern.

Nur zwei Prozent erwarten schlechtere Geschäfte, vor einem halben Jahr waren es noch sechs Prozent. "Wiens Firmen schätzen die Lage realistisch ein, weil sie stark international verbunden sind", sagt Lehner.

43 Prozent der Betriebe sehen die Wirtschaftskrise als Impuls für Geschäftstätigkeit in den Bric-Ländern (Brasilien, Russland, Indien, China). Drei von zehn mittelständischen Unternehmen in Wien haben bereits Erfahrung mit Geschäften in den Bric-Staaten oder mit Unternehmen aus den Bric-Staaten gesammelt - damit liegt Wien im österreichischen Durchschnitt. Viele befürchten aber mangelnde Rechtssicherheit, Korruption und Know-how-Diebstahl.

"Die ersten Unternehmen, die ihr Geschäft auf diese Länder ausgeweitet haben, haben sich eine blutige Nase geholt. Aber wer nicht in diese Länder geht, lässt Chancen aus", sagt Lehner. Produktfälschungen und Know-how-Abgang lassen sich nicht aufhalten. "Da ist es besser, das Steuer selbst in der Hand zu halten, statt den anderen nachzulaufen", sagt Lehner.