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Kaum eine andere Stadt der Welt dokumentiert ihr fast liebevolles Verhältnis zum Tod so prunkvoll wie Wien. Als weltbekanntes Symbol der "scheenen Leich" gilt die sogenannte Kaiser- oder Kapuzinergruft am Wiener Neuen Markt. Hier fanden zwischen 1633 und 2008 insgesamt 138 Mitglieder des Erzhauses Habsburg, darunter 12 Kaiser und 19 Kaiserinnen, letzte Ruhestätte, treu bewacht von den Kapuzinermönchen im darüberliegenden Kloster. Otto Habsburg selbst führte als Zeitzeuge durch die Gruft-Dokumentation auf 3sat am Mittwoch. Man sah Bilder vom pompösen Begräbnis von Kaiser Franz Joseph I. im November 1916; im Trauerzug ein weiß gekleidetes Kindlein - der vierjährige Otto. Den tragischen Tod seines Vaters und letzten Kaisers, Karl I., erlebte Otto im Exil auf Madeira 1922 persönlich mit - Karl ist der einzige heimische Monarch seit 1633, der nicht in der Kaisergruft ruht. Das Begräbnis von Ottos Mutter Zita 1989 geriet zum Großereignis.
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Zwischen den noblen Toten findet sich manche Groteske: etwa die Tochter Josephs II., die 1763 nur drei Tage alt wurde, aber ihre Mutter Isabella von Parma mit ins Grab nahm. Oder - als einzige Nicht-Habsburgerin - ein gräfliches Kindermädchen Kaiserin Maria Theresias. Franz Josephs Bruder Maximilian, der 1867 als Kaiser von Mexiko ebendort den Tod fand, wurde von Admiral Tegetthoff per Schlachtschiff persönlich nach Wien zurückgebracht. Und sogar Franz Josephs Sohn Kronprinz Rudolf, der sich 1889 erschoss, fand unerwartet Einlass: Papst wie Kapuziner argumentierten gnädig, er habe wohl in "geistiger Umnachtung" gehandelt. Nur für wen die verbliebenen letzten drei Gruftplätze reserviert sind, wollte Herr Habsburg nicht verraten.

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