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Wiesenthal-Nachlass wartet auf Bund-Zusage

Von Ina Weber

Politik
Auch das Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien wartet auf einen dauerhaften Standort. Foto: IKG

Finanzierung für Wiesenthal-Institut ist noch offen. | Schüssel weiterhin gesprächsbereit. | Wien. Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) ist enttäuscht. Nach zahlreichen Gesprächen mit dem Bundeskanzleramt ist noch immer nicht klar, mit wie viel sich der Bund am Projekt Wiener Wiesenthal Institut (VWI) beteiligen wird. "Der Bund kann sich prinzipiell vorstellen, das Institut zu unterstützen, aber nicht die Hälfte der Kosten zu übernehmen", sagte Ingo Zechner, Leiter der Anlaufstelle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien zur "Wiener Zeitung". Von einer Konkretisierung hänge aber alles ab. Sollten die Rahmenbedingungen auf Grund mangelnder Finanzierung nicht zu Stande kommen, dann droht laut Anton Pelinka, Politologe und Vorstandsvorsitzender des VWI, der Verlust des Wiesenthal-Nachlasses ans Ausland.


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Ausgegangen war die IKG von einer 50-50-Lösung. Die Stadt Wien hatte bereits zugesagt, die Finanzierung zur Hälfte zu übernehmen, jedoch nur dann, wenn auch der Bund sich zur Hälfte beteiligt. Für das Institut benötigt werden laut Pelinka 2,5 Millionen Euro an jährlichen Betriebskosten sowie knapp 10 Millionen Euro für die Sanierung eines Gebäudes in der Wiener Innenstadt. Die IKG hatte dem Bund bereits ein Konzept vorgelegt, das zwei Standorte - Rabensteig und Seitenstettengasse - als zentralen Ort vorsah.

In das Institut eingebracht werden soll neben dem Nachlass des im Vorjahr verstorbenen "Nazijägers" auch das Archiv der jüdischen Kultusgemeinde Wien. Ursprünglich sei vorgesehen gewesen, auch die gesamte Bibliothek des Jüdischen Museums in das Institut zu integrieren. Doch davon hat man laut Zechner Abstand genommen. Dadurch konnten die Errichtungskosten von 14,5 Millionen auf 10 Millionen reduziert werden.

Der Bund hatte vorgeschlagen, den Nachlass von Simon Wiesenthal in der Österreichischen Nationalbibliothek oder im Staatsarchiv unterzubringen. Damit sei es zwar öffentlich zugänglich, so Zechner, aber nicht im Sinne des Wunsches von Wiesenthal, der sich eine Forschungsstätte vorgestellt hatte. Sein Nachlass befindet sich derzeit im Eigentum des Vereins Dokumentationszentrum des Bundes jüdischer Verfolgter des Naziregimes.

Die Gespräche sollen noch vor der Wahlkampfphase fortgesetzt werden. "Wir haben bewusst keine Deadline gesetzt", so Zechner. Das Bundeskanzleramt ist "weiterhin gesprächsbereit". "Der Bund hat Interesse, dass der Nachlass von Simon Wiesenthal in Wien bleibt", sagte Kanzler-Sprecherin Heidi Gkück.