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Wifo: Österreich fällt in Rezession

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Bis zu 40.000 Arbeitslose mehr. | Nächsten Quartale: Schrumpfendes BIP. | Wien. Juli, August, September: Im dritten Quartal 2008 ist die österreichische Wirtschaft praktisch stagniert. Das Wachstum betrug - bereinigt um Saisoneffekte - gegenüber dem Vorquartal nur 0,1 Prozent. Das geht aus der aktuellen Schätzung des heimischen Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo) hervor. Der Wirtschaftsmotor kommt also zunehmend ins Stottern.


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"Man muss davon ausgehen, dass sich die Tendenz verstärken wird", meint Wifo-Experte Markus Marterbauer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Das Bild sei eindeutig. In den nächsten beiden Quartalen werde die Wirtschaftsentwicklung zurückgehen. Österreich werde in eine Rezession fallen. Ein Wort, mit dem die Volkswirte normalerweise sehr vorsichtig umgehen - doch für Marterbauer ist es gerechtfertigt: "Denn die Arbeitslosigkeit wird auch massiv steigen. Das ist auch eine der Zusatzdefinitionen von Rezession."

Bisher gingen die Wirtschaftsforscher von 20.000 zusätzlichen Arbeitslosen im Jahr 2009 aus. Eine Zahl, die sich verdoppeln könnte: Nach der aktuellen Einschätzung Marterbauers sind inzwischen bis zu 40.000 Personen von Jobverlust bedroht: "Das ist das Hauptproblem."

Vor dem Hintergrund des internationalen Abschwungs verzeichnet vor allem die exportgetriebene Sachgütererzeugung einen deutlichen Rückgang. In diesem Sektor wird sich daher der Arbeitsplatzabbau zuerst bemerkbar machen. Danach folgt der Bankensektor - und schließlich, aufgrund des Nachfragerückgangs, wird die gesamte Wirtschaft davon betroffen sein.

Ende nicht absehbar

Wann die Abwärtsspirale gestoppt werde, ist laut Marterbauer nicht abschätzbar. Damit liegt der Wifo-Experten nicht auf Linie anderer Ökonomen. In dieser Woche hatte etwa zuletzt Bernhard Felderer, Leiter des Instituts für Höhere Studien, betont, dass schon 2010 ein Aufschwung kommen könne.

"Im Moment sehe ich keine Signale der Erholung. Es gibt derzeit kein Argument dafür, dass es 2010 wieder besser wird", so Marterbauer. Dass sich die Wirtschaftsentwicklung traditionell in Auf- und Abwärtsperioden befinde, lässt er nicht gelten: "Der gegenwärtige Zyklus ist ganz anders als jene der Vergangenheit. Ich würde sogar sagen: Wir sind in einer anderen Welt."

Der Ökonom nennt zwei große Krisenherde. Einerseits das Finanz- und Bankenssystem: Da sei trotz der europäischen Bankenhilfspakete "eine Stabilisierung bei weitem noch nicht zu erkennen. Und Österreich ist hier kein Sonderfall."

Das zweite Problem sei die Konjunkturabschwächung: Hier sei das beschlossene Stützungspaket in Österreich ein Lichtblick in Europa: "Speziell die Deutschen machen hier viel zu wenig."

Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa wird mit den aktuellen Zahlen des EU-Statistikamt Eurostat für die vergangenen drei Monate bestätigt: Minus 0,2 Prozent in der Eurozone als auch in ganz Europa.

Ein deutlich verringertes Wachstum verzeichnete etwa Deutschland mit 0,8 Prozent. Italien erwischte es besonders schwer - mit minus 0,9 Prozent ist das Land so tief in der Rezession wie schon lange nicht mehr. Italien und Deutschland sind die Haupt-Exportmärkte für Österreich.