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Was wäre Ö1 ohne die kenntnisreich moderierten Sendungen von Albert Hosp? Nur halb so gut. Ob es sich um seine "Spielräume" (Von fremden Ländern und Menschen), dienstags, 17.30 Uhr, handelt, um den mit einleuchtenden Hörbeispielen gespickten Vergleich von CD-Neuerscheinungen in "Ausgewählt", mittwochs um 10.05 Uhr, oder um seine "Pasticcio"-Sendungen um 8.15 Uhr, ihm zuzuhören, ist (fast) immer ein Genuss. Letzte Woche brachte Hosp in seiner morgendlichen "Pasticcio"-Auswahl auch ein Stück des aus Österreich stammenden Hollywood-Komponisten Ernest Gold. Während ich mich zurücklehnte und den Mariachi-Klängen der Anfangssequenz seiner Musik zum Film "Das Narrenschiff" lauschte, tauchte in meinem Kopf eine der Schlüsselszenen des Films auf: Zwei Passagiere auf dem Schiffsdeck während der Überfahrt. Der eine: "An allem sind die Juden schuld." Darauf der andere: "Die Juden und die Radfahrer." - "Wieso die Radfahrer?" - "Wieso die Juden?!"
An diesen Dialog wurde ich in der vergangenen Woche noch mehrmals erinnert. Immer dann, wenn von jener Gruppe die Rede war, die derzeit nach Ansicht einiger Mandatare offenbar an allem schuld ist: die Journalisten. Denn wenn man den Aussagen mancher Politiker glauben wollte, dann wären alle angeblichen Missstände in unserem Land ohnehin nur den kranken Gehirnen einiger Zeitungsschreiber entsprungen. Wenn dann zum Halali auf sie geblasen wird, trifft man freilich nur die Überbringer der unangenehmen Nachricht, nicht die Verursacher der bösen Tat. Die Welt als Narrenschiff. Willkommen an Bord!