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Willkommen im ÖBB-Tarifdschungel: Immer mehr Dickicht und Fallen

Von Walter Kühner (Bürgerjournalist)

Gastkommentare

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Inflationsbedingte Preisanpassungen sind wohl unvermeidlich.
Ob die von den ÖBB behauptete Preiserhöhung durchschnittlich unter 2% und somit unter der Inflationsrate von 3,2% liegt, ist, wie viele der Behauptungen der ÖBB, nicht nachvollziehbar.

Einzige erfreuliche Nachricht: Der Preis von ÖsterreichCard
und VorteilsCards wird nicht erhöht - Ausnahme: VorteilsCard Senior
kostet künftig 29 EUR und kann erst ab dem 61. Geburtstag in Anspruch genommen werden. Wie es aussieht, kommt es zu folgender absurden Situation: 60-Jährige, die noch keine VorteilsCard Senior haben, können noch bis zum 31.12.2013 eine solche kaufen und in Anspruch nehmen. Wer sich erst im nächsten Jahr zum
Schalter begibt, bekommt leider keine: zu jung. Dann müssen sie bis zum 61. Geburtstag warten - besonderes Pech, wenn der im November oder Dezember liegt.

Auf Übergangsbestimmungen wurde anscheinend vergessen. (Das gilt auch für die Seniorenermäßigung der Verkehrsverbünde und der Wiener Linien.)

Hinzu kommt, dass VorteilsCards in Zukunft ohne Foto ausgestellt werden und daher im Zug jedes Mal auch ein Lichtbildausweis
hergezeigt werden muss. Die einmalige Vereinfachung bei der ersten
Antragstellung führt zu einer permanenten Verkomplizierung für die Reisenden.

Einfach-raus-Ticket: kräftige Verteuerung

Das Einfach-raus-Ticket wird wieder kräftig (um ca.10%) verteuert: 35 EUR (statt bisher 32 EUR; bis Juli 2012: 28 EUR), Einfach-raus-Radticket: 44 EUR (statt 39 EUR; bis Juli 2012: 35 EUR). Hier lohnt ein Vergleich mit dem Bayern-Ticket der Deutschen Bahn. Dieses kostet für 1 Person 22 EUR, für jede weitere Person sind 4 EUR aufzuzahlen (2 P. 26 EUR, ..., 5 P. 38 EUR). Im Schnitt ist das
Bayern-Ticket also deutlich billiger - überhaupt, wenn man bedenkt, dass es auch von einer einzelnen Person in Anspruch genommen werden kann und nicht nur in Nahverkehrszügen, sondern auch in fast allen Linienbussen in Bayern gilt.

Geht's diesmal durch? Geltungsdauer generell 2 Tage

Die Geltungsdauer von Tickets wird auf 2 Tage
"vereinheitlicht" - auch für Rückfahrkarten (bisher 1 Monat)! Dadurch
werden Fahrten mit Zwischenaufenthalt (Fahrtunterbrechungen) implizit teurer; und vor allem wird das Lösen einer Rückfahrkarte umständlicher, weil das Datum der Rückfahrt angegeben werden muss (und ab diesem Datum gilt sie nur 2 Tage).

Ein Flexibilitätsnachteil mehr gegenüber dem Auto - ein willkürlich
herbeigeführter, wohlgemerkt. Das verstehen die ÖBB unter Attraktivierung des ÖV?

Aber hatten wir das nicht schon einmal? Beim Fahrplanwechsel 2010/2011 wurde das gleiche Spiel betrieben: Geltungsdauer von
Einzelfahrkarten auf 2 Tage verkürzt, Datum der Rückfahrt musste eingetragen werden. Aufgrund der heftigen Proteste haben die ÖBB die Änderung kleinlaut zurückgenommen. Jetzt versuchen sie aufs neue, den Komfort für die Fahrgäste einzuschränken. Das Missbrauchsargument, das immer wieder gebracht wird (Mehrfachbenützung), ist völlig aus der Luft gegriffen. Vielmehr ist das
Vorgehen der ÖBB als Missbrauch der Geduld der ÖBB-Kunden zu werten.

Fahrradmitnahme: in Zukunft nur Strecken-bezogene Tickets

Die Radtagesnetzkarten werden abgeschafft und durch Strecken-bezogene Fahrrad-Tickets nach km-Tarif ersetzt, die 10% des
Fahrpreises 2. Kl. kosten sollen. Für extrem kurze Strecken ist das eine Verbilligung - möglicherweise auch sonst, wenn die VorteilsCard-Ermäßigung auch für Fahrräder weiterhin gilt (unklar). Auf jeden Fall wird es umständlicher und teurer, wenn man am selben Tag wieder zurückfährt.

Was die ÖBB als Vereinfachung hinstellen ("man muss
nicht mehr aus 5 unterschiedlichen Tickets auswählen"), ist in Wahrheit eine gehörige Verschlechterung. Wochen- und Monatskarten für Fahrräder werden nur auf der gewählten Strecke gelten. Die bisherigen Rad-Netzkarten (Tages-/Wochen-/Monats-Netzkarten)
werden offenbar allesamt eliminiert, dafür gibt es dann streckenbezogene Fahrrad-Tickets (mal 4: Einzelfahrt, Wochen-, Monatskarte, Schnellzugreservierungsgebühr). Vereinfachung
und Attraktivierung des ÖV?

Kabarettreif: Ankündigung fiktiver Preissenkungen

Die ÖBB führen eine Reihe von Beispielen an, bei denen der
ÖBB-Einzelfahrausweis zum Vollpreis angeblich billiger werden wird, z.B. Wien Meidling - Mödling, Wels - Linz und Salzburg - Zell am See. Die Crux dabei: Für das knappe Dutzend angeführter Verbindungen wird gar kein ÖBB-Vollpreisticket ausgestellt, sondern ein Verbundfahrausweis. Wohl werden für diese Strecken auch die Vorteilstickets ("Halbpreis") dementsprechend billiger, aber
trotzdem fragt sich der kundige Fahrgast: Wollen die ÖBB ihre Kunden pflanzen oder haben die ÖBB-Mitarbeiter in der Pressestelle keine Ahnung?

Die ÖBB-Pressemitteilung zu den Tarifänderungen ab 1.1.2014:

ÖBB lichten Tarifdschungel