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Manche sind auch von Weihnachten immer wieder aufs Neue überrascht. Kann ja keiner ahnen, dass das wirklich jeden 24. Dezember wieder passiert. Seit immer. Ein bisschen so wirkt die Planung rund um den 400. Todestag von Spaniens unbestritten größtem literarischen Sohn am 22. April. Seit dem letzten großen Jubiläum, also dem 300. Todestag von Miguel de Cervantes, hat man auch nur 100 Jahre Zeit gehabt. Das dürfte zu knapp gewesen sein. Denn was an Veranstaltungen zu Ehren des "Don Quijote"-Schöpfers in diesem Jahr - man schreibt übrigens schon Februar - so geplant ist, will die eigens (seit April des Vorjahres!) eingesetzte Kommission noch immer nicht offiziell verraten. Die "Welt" hat schon treffend über ein "Jubiläum von der traurigen Gestalt" geschrieben. Der spanische Schriftsteller Javier Marías hat die Regierung des Landes scharf kritisiert und deren Umgang mit Kultur mit jener der Franco-Diktatur verglichen. Sein Kollege Javier Cercas hat wiederum sarkastisch vorgeschlagen, Cervantes den Engländern zu überlassen. Die haben nämlich heuer Shakespeares 400. Todestag zu feiern, und von iberischem Laissez-Faire ist da keine Spur. Die Briten scheinen bestrebt, den eh schon üppigen Ruhm des Barden auch noch in die allerletzten Winkel der Erde zu tragen. Währenddessen kann man ja wieder einmal den "Don Quijote" zur Hand nehmen. Wenn man in ein paar Monaten mit den mehr als 1000 Seiten fertig ist, sind vielleicht auch die Spanier aufgewacht. Und, man traut sich ja gar nicht fragen: Was ist eigentlich mit 100 Jahre Lamborghini in Italien?