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"Baltic 1" kann 50.000 Haushalte mit Strom versorgen. | Seit Montag produzieren die 21 Windräder des Offshore-Windparks "Baltic 1" Strom. Vor Jahren hatte es heftige Widerstände gegeben. Die Atomkatastrophe von Fukushima aber bringt der Windenergie neuen Schub, die Offshore-Industrie steht in den Startlöchern.
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Der Bürgermeister des Ostsee-Heilbades Zingst hat seinen Frieden mit dem Windpark "Baltic 1" gemacht.
"Irgendwann muss man sagen: Jetzt ist es gut", sagt Andreas Kuhn, einst heftiger Gegner des Projektes. Viele Jahre waren er und seine Mitstreiter gegen den Windpark, der rund 16 Kilometer vor der Küste des vielbesuchten Badeortes entstand, vorgegangen. Bis schließlich das Oberverwaltungsgericht in letzter Instanz für den Park entschied.
Die Bedenken Kuhns sind nicht völlig ausgeräumt. So könnte ein Öltanker mit einem der massiven Fundamente der Windräder kollidieren. Im November 2007 war tatsächlich ein russischer Frachter vor dem Darß aufgrund gelaufen. Der Kapitän hatte knapp 2,6 Promille Alkohol im Blut. Es sei für alle eine Schreckensvorstellung, dass der breite Sandstrand im Urlaubsparadies Darß-Zingst mit schwarzem Öl verklebt ist, sagt Kuhn.
Unklar sei auch, wie Tiere auf den Windpark reagieren. Kraniche etwa, die zweimal im Jahr auf ihren Zügen zwischen Afrika und Skandinavien die Vorpommersche Boddenlandschaft überqueren. Umweltschützer warnen zudem davor, dass die extrem lauten Arbeiten beim Rammen der Windrad-Fundamente Kleinwale verwirren und ihr sensibles Gehör schädigen könnten.
Eine Befürchtung allerdings ist offenbar ausgeräumt. Touristen scheinen sich nicht an den deutlich sichtbaren Windrädern am Horizont zu stören. Über Ostern seien die Gästebetten auf der Halbinsel voll wie nie gewesen, sagt Kuhn.
So gehen die Planungen für weitere Offshore-Windparks zügig weiter. Auf See nämlich liegt dem Bundesverband Windenergie zufolge die Energieausbeute von Windkraft-Anlagen um bis zu 40 Prozent höher als an Land. Auf dem Meer weht der Wind einfach stärker und stetiger. Bis 2030 sollen vor den Küsten Deutschlands Windenergieanlagen mit einer Leistung von 25 000 Megawatt entstehen. Das entspricht der Kapazität von gut 20 Kernkraftwerken, die in Deutschland in absehbarer Zeit vom Netz genommen werden sollen.
Nord- und Ostsee seien gut für Offshore-Anlagen geeignet, betont auch EnBW-Vorstand Hans Peter Villis. "Baltic 1" verfügt über 21 Windräder mit jeweils 2,3 MW Leistung. Sie sollen jährlich bis zu 185 Gigawattstunden Strom erzeugen, was für die Versorgung von 50.000 Haushalten reichen würde. EnBW steckt schon tief in der Planung für den zweiten Ostsee-Windpark vor Rügen. Dort sollen dann 80 Windkraftanlagen ab 2013 Strom für rund 340.000 Haushalte liefern. Der Karlsruher Energiekonzern will auch in der Nordsee zwei Windparks bauen.
Auch an Land ist das Potenzial der Windkraft noch lange nicht ausgeschöpft. Einer Studie des Bundesverbandes Windenergie zufolge könnte allein mit Windkraftanlagen an Land bis zu 65 Prozent des deutschen Strombedarfs gedeckt werden. (Joachim Mangler/dpa/APA)