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Wir basteln eine Soko

Von David Axmann

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Mit Soko bezeichnet man kurzerhand eine Sonderkommission der Polizei. Tritt eine solche im Fernsehen auf, ist sie in der Lage, selbst kompliziert erscheinende Kriminalfälle binnen 45 Minuten zu lösen. Eine TV-Soko setzt sich aus vier Personen zusammen: A spielt die erste Geige, B die zweite, C ist Anfänger und greift manchmal daneben, D ist das Mädchen für alles. Um dahinter zu kommen, nach welchem Erfolgsrezept so ein Krimi-Mini-Team arbeitet, habe ich einige Folgen von "Soko München" studiert. Und siehe da: im Fernsehpolizeispiel geht es zu wie beim Lego-Basteln! Man braucht nur ein paar Grundbausteine, in die kunterbuntes Dialogmaterial und eine Handvoll Stereotypelemente gesteckt werden - und schon ist eine Sendeleiste gefüllt.

Ist erst einmal der Anfang gemacht (sei's mit einer zwielichtigen Figur im Rotlichtmilieu, einer harmlos wirkenden Bankierswitwe oder - immer noch sehr beliebt! - einem bayrischen Spaziergänger, der eine Frauenleiche findet), läuft das Soko-Werkl wie am Schnürchen. Die Verdächtigen werden ermittelt, gefasst und verhört, und zwar unter routiniertem Einsatz alt gedienter Polizeiphrasen. Verdächtiger (süffisant lächelnd): Meine Oma wohnt nämlich in Rosenheim. B (zurücklächelnd): Soso, in Rosenheim. (Plötzlich harsch): Wo waren Sie letzten Dienstag zwischen 18 und 20 Uhr? Verdächtiger (erbleichend): Ja, bin ich jetzt etwa verdächtig?

A (hilfsbereit): Wollen Sie vielleicht Ihren Anwalt verständigen? Verdächtiger (hüstelnd): Kann ich bitte ein Glas Wasser. D (holt eines). B (barsch): Sie können natürlich die Aussage verweigern. C (vorlaut): Aber dann kommen wir mit einem Durchsuchungsbefehl wieder. A (gemütlich): Vor der Tagesschau ist Ihr Fall sowieso aufgeklärt.