Zum Hauptinhalt springen

Wir bauen eine neue Altstadt

Von Bernhard Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Altstädte beziehen ihren Reiz üblicherweise definitionsgemäß daraus, dass sie a) alt und b) ganz putzig sind. Aber was tut eine Metropole, in der von der Altstadt historisch bedingt nur mehr wenig übrig ist? Vor diesem Problem stand Frankfurt - und dort hat man das Problem gelöst. Denn nach jahrelanger Diskussion wird nun die 1944 im Krieg zerstörte, später barbarisch überbaute und dann wieder abgerissene Altstadt neu gebaut. Man legte es salomonisch an: Manche Gebäude werden mehr oder weniger historisch rekonstruiert, andere als Neubauten realisiert, strenge Auflagen inklusive. Auch der "Archäologische Garten" mit historischen Fundstücken wird nun überbaut. Bis 2016 werden 130 Millionen Euro verbaut.

Die gute Frage ist jedoch: Wer darf so etwas bauen? Man hat sich für eine Lösung nach dem Gießkannenprinzip (jedem ein bisschen) entschieden. Das 7000 Quadratmeter große Areal wurde in 35 Parzellen aufgeteilt, die von verschiedenen Architekten bebaut werden. Das wird zur Folge haben, dass die so gut wie sichere geballte Kritik sich nicht auf einen Architekten konzentrieren wird, sondern mehrere zum Zug kommen. Sicherheitshalber hat man die Ankündigung erst für die kommenden Tage avisiert, erst dann wird man sehen, wie ausgewogen und transparent die Stadt bei der Vergabe eines solchen Jahrhundertauftrages war. Immerhin - eine ganze Altstadt neu zu konzipieren, so was hat man auch nicht alle Tage auf dem Reißbrett. Bedenkt man den Wirbel rund um Stuttgart 21, ist den Stadtoberen vermutlich jetzt schon mulmig.