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Wir blocken uns in die Rezession

Von Bernhard Baumgartner

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Der Handel in den USA hat schön langsam ein Problem. Immer mehr Dinge wollen in der konsumorientierten Marktwirtschaft an den Mann, die Frau und die Kinder gebracht werden. Nur wo soll man denn heute noch werben? Nachdem man Zeitungen und Magazine in den vergangenen Jahren dezimiert hat und auch das Fernsehen schön langsam unter der Konkurrenz von Netz und Pay-TV leidet, bleibt nur noch eines: Werben, wo die Leute sind - im Netz. Nur das kaufkräftige Konsumentenvieh ist im Erdulden dieser Werbung zunehmend bockig. Denn der Einsatz von Software zum Blockieren von Internetwerbung steigt rasant. Schon jeder Fünfte nutzt Ad-Blocker. Heuer gehen weltweit rund 20 Milliarden Euro an Werbeeinnahmen verloren, die einfach ignorant weggeblockt werden. Tendenz: massiv steigend. Und mit der Apple-Handy-Software iOS 9, die im Herbst kommen soll, wird es überhaupt eng: Das Betriebssystem hat nämlich Werbeblockfunktionen von Haus aus integriert. Das ist überhaupt ein starkes Stück. Nicht nur, dass Apple mit dem Erfolg seiner Plattformen Verleger wie auch Musikschaffende in die Knie gezwungen hat, wird nun dem Konsumenten die Werbung sozusagen vor der Nase weggeblockt. Damit stellt sich die Frage, in wieweit damit manche Schichten überhaupt unerreichbar für den Markt werben. Und das dürfte à la longue auch in volkswirtschaftlichen Dimensionen problematisch werden. Und wieder einmal hat Apple mit einem Fingerschnipp seine Macht bewiesen. Ob das nicht letztlich nach hinten losgeht, muss sich noch zeigen.