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Universität Wien fordert die Ausweitung der Rot-Weiß-Rot-Card.
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Wien. Eine "Brücke zur Welt" soll die Universität sein. Eine auf Internationalität ausgerichtete Institution, aus der - egal, ob die Studenten Migrationshintergrund haben oder nicht - "die besten Köpfe" entspringen, um den Wirtschaftsstandort Österreich zu sichern. Das forderte Heinz Faßmann, Vizerektor der Uni Wien, am Mittwoch und sprach sich damit gegen eine Dreiklassengesellschaft von Österreichern, EU-Bürgern und Angehörigen von Drittstaaten aus. Dazu brauche es die Ausweitung der im Juli 2011 eingeführten Rot-Weiß-Rot-Card auf Bachelor-Absolventen und Teilzeitbeschäftigte.
Eine Ausweitung auf Bachelor-Absolventen hatte bereits Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz diesen Sommer gefordert. Wissenschaftsminister Karlheinz Töcherle und Rektorenchef Heinrich Schmidinger schlossen sich Kurz’ Vorstoß an, Sozialminister Rudolf Hundstorfer lehnt ihn jedoch ab: Zuerst solle man den Arbeitsmarkt für Hochqualifizierte innerhalb der EU ausschöpfen.
Die Rot-Weiß-Rot-Card war mit dem Ziel eingeführt worden, den Arbeitsmarktzugang für Zuwanderer aus Drittstaaten zu erleichtern. Sie wird derzeit nur an Absolventen mit Master- und/oder Diplomabschluss vergeben und berechtigt "besonders Hochqualifizierte", "sonstige Schlüsselkräfte" und seit Juni dieses Jahres auch Fachkräfte für Mangelberufe aus dem Ausland zur einjährigen Niederlassung und Vollzeit-Beschäftigung. Die Auswahl erfolgt über ein Punktesystem, bei dem Qualifikationen, Berufserfahrung, deutsche Sprachkenntnisse und Alter bewertet werden.
Dass die Rot-Weiß-Rot-Card auch für Teilzeitbeschäftigte gelten soll, fordert Faßmann in Hinblick auf die Doktoranden, die von der Uni eine Beschäftigung im Ausmaß von nur 75 Prozent erhalten. Der Grund dafür: "Das ist eine Kostenfrage. Wenn wir es hätten, würden wir sie zu 100 Prozent anstellen", so Faßmann.
Migrationsmanagement
Durch die Restriktion entgingen dem Land jedoch hochqualifizierte Arbeitskräfte. Dass diese im Falle eines leichteren Arbeitsmarktzugangs in Österreich in ihren Heimatländern fehlen würden, glaubt Faßmann nicht: "Wenn sie im Herkunftsland keinen Job finden, hat niemand etwas davon." Das richtige Migrationsmanagement sei die Lösung.
Im Vorjahr wurden 24.500 ausländische Studierende in Österreich neu zugelassen - gemessen an der Neuzuwanderung (ohne Asylwerber und rückkehrende Österreicher) rund 25 Prozent. Universitäten sind daher laut Faßmann "Zuwanderungsmagnete" und "Integrationsmotoren". Die ausländischen Studenten kamen aus 140 Nationen, 35 Prozent von ihnen aus Deutschland. Von den Absolventen aus Drittstaaten bleiben derzeit nur 16 Prozent nach ihrem Abschluss in Österreich.